Viel Aufgeregtheit dieser Tage über Sinn, Unsinn, Grenzen, Verläufe etc. in Social Media. Angefangen von der – wichtigen und gebotenen – Aufregung über „Zensursula“ über Frau Kraft’s „Basta!“ gegenüber den Ruhrbaronen bis hin zur Online-Petition für eine kritsche Auseinandersetzung mit der GEMA. Anstrengend, zwischen Polemik und „Ich auch“-Äußerungen die Argumentation und Gedanken dingfest zu machen; zumindest bei mir selbst beobachte ich gerade eine gewisse innere Blog-Bockade. Kann natürlich auch die Hitze sein, die das Hirn ein wenig sämig macht.
Einen guten Ansatz zur Ordnung findet Mirko Lange, der das BGH-Urteil zu SpickMich! als Anlass nimmt, um sich Gedanken über die Folgen unserer erneut in ihrem Wert bestätigten Meinungsfreiheit zu machen.
„Anarchie aushalten“ ist das, was in meinem Appell-Ohr aus diesem Beitrag hängenblieb. Und „sauber bleiben“: Wenn Verbandsmitgliedern (also Bürger, nicht Funktionäre – wer ist schließlich nicht in irgendeinem Verband organisiert?) auf neue Plattformen zur Meinungsäußerung geholfen wird, hat das nichts zu tun mit Tarnkappen-PR á la Deutsche Bahn, bei der zeitweise wohl lieber glückliche Kunden erfunden wurden anstatt daran zu arbeiten, deren Schar zu mehren und echte Fürsprecher zu gewinnen.
Wir erleben gerade zum ersten Mal die Möglichkeit, wirklich „Public Relations“ zu machen, nämlich in Beziehung zu treten mit verschiedensten Öffentlichkeiten. Das ist anstrengend und ähnelt häufig ungeordneten Kneipendiskussionen nach 22.00 Uhr (im Gegensatz zum Lokalfunk-Beitrag, in dem Wirt und drei Stammgäste einen vorbereiteten O-Ton abliefern). Aber ein Set an Regeln, ob geschrieben oder ungeschrieben, existiert, der Wirt kann Pöbler des Hauses verweisen, wer handgreiflich wird, trifft auf die Herren in Grün und im Eifer des Gefechts traut sich eben auch mal jemand ein Statement zu, das in exponierterer Atmosphäre unter den Tisch gefallen wäre (und vielleicht die Diskussion jetzt bereichert). Eine wichtige Funktion von PRlern muss es im Moment sein, ihren Kunden die Scheu vor diesen nicht-exklusiven Orten zu nehmen, sich erst einmal mit ihnen ohne Krawatte an den Tresen zu setzen und sie dann feststellen zu lassen, dass man mit vielen Gästen gute Gespräche führen kann anstatt sie nur über sich reden zu lassen. Das ist für viele Unternehmenslenker und -kommunikatoren ein echter Kulturschock, und den zu überwinden und die passenden Konsequenzen zu ziehen, ist ein echter Coaching-Job für professionelle Berater.