Ein Gastbeitrag von Lars Gräßer.
Und noch mehr Musik nach „Europa persönlich“, diesmal weniger besinnlich: Am 12. und 13. Juni hat die Creative Commons Cologne stattgefunden, die mit einer Konferenz- und einem Festivalprogramm aufwarten konnte – „für freie Musikultur“. Was irgendwie alternativlos daher kommt – wer ist schon für unfreie Musikkultur? – entpuppte sich dann als charmante Möglichkeit, in eine nicht mehr ganz neue, aber recht netzaffine Szene einzutauchen, die mehr zu bieten hat als elektronische Beats: Abseits ideologisch gefärbter Debatten („Aus seiner Sicht völlig richtig! Nur seine Sicht ist völlig falsch!“) konnten hierbei Probleme identifiziert werden, die möglicherweise ein größeres (Medien)Forum verdient hätten.
Dennoch: Die Lizenzierung unter CC empfiehlt sich eigentlich nur für Menschen, die noch kein Geld mit Musik oder kein Geld mehr mit Musik verdienen müssen. Sie stellt sich hier ganz anders dar, als im Bildungs- oder Softwarebereich, wo sie immer mehr Anhänger findet. Während die CC-Lizenzierungsmodelle auf den ersten Blick durch ihre Einfachheit überzeugen, die auch Nicht- Jurist(innen) anspricht, zeigen sich die CC-Lizenzierungsmodelle in der Praxis (der Musikverwertung) häufig als rigoros, starr und durch zahlreiche Grauzonen belastet, was bei ihrem Charme gerne mal übersehen wird: Was etwa ist eine kommerzielle Nutzung genau?
Bedeutet nicht-kommerziell einfach nur kostenlos verfügbar und damit gut (und richtig)? Diese Fragen interessieren nicht nur Musikinteressierte, sondern auch all diejenigen, die etwa Compilations für Coffeshop-Ketten oder auch Automarken zusammen stellen (wollen), die dann zum kostenlosen Download angeboten werden, also etwa Menschen aus dem Kommunikationsbranche:
Willkommen in den Niederungen des Sound-Design. Und als es schließlich um digitale Selbstvermarktung ging, war man endgültig im interaktiven Web angekommen. Und hier konnten selbst Profis noch etwas dazu lernen, etwa im Bereich der Widgets, auch wenn es dabei teils recht hemdsärmelig zuging.
Langfristig stellt sich dann allerdings die Frage, ob sich die Katze nicht wieder in den Schwanz beißt. Denn wie sollen die nicht-kommerziellen Märkte aussehen, auf denen sich professionell vermarktet wird? Welche Geschäftsmodelle können in der Zukunft funktionieren, abseits der Marktmodelle, die wir kennen? Egal wie interessant die Ideen waren, die die Musiker etwa im Rahmen des Schlusspanels „Brauchen Künstler Geld?“ artikulierten, die Antwort lautete unisono: Ja! Und das wird immer schwerer zu verdienen, seit sich die Musik vom Tonträger emanzipiert hat. Sie ist immer leichter zu verbreiten -durch Kopie und P2P-Netzwerke- und zu produzieren, was zu immer mehr Veröffentlichungen führt. Und beides führt wohl dazu, dass immer weniger Menschen bereit sind, für Musik zu zahlen oder zumindest den von der Musikindustrie verlangten Preis. Ob die CC-Lizenzierung hier eine tragfähige Anwort bietet?
Gerade versucht man ja das beginnende Sommerloch mit der Idee der einer Kulturflatrate zu füllen. Ob das die Lösung ist?