43.384 Besucher an zwei Tagen: Die Digitalmarketing-Messe dmexco bedankt sich auf ihrer Website artig für das rege Interesse – den meisten Teilnehmern war das aber einfach zu viel. Die K12-Abgesandten machen da keine Ausnahme, haben aus dem Gedränge aber dennoch Eindrücke, Anregungen und Informationen mitgenommen.
Melanie Schwarz, Online Marketing Managerin:
In Zeiten, in denen man sich im Berufskontext vornehmlich per LinkedIn oder XING vernetzt, habe ich mich immer mal wieder gefragt, wozu man eigentlich noch analoge Visitenkarten benötigt. Auf der dmexco 2015 (meiner ersten!) habe ich gelernt: Sie sind eine Währung, für die man Essen, Trinken und vor allem Informationen bekommt. An vielen Ständen wurde ich bereits nach zwei, drei Minuten Gespräch nach meiner Visitenkarte gefragt. Extremfall: An einem Stand fragte mich der Vertriebler bereits nach 39 Sekunden nach dem Papier und auf meine Aussage, dass ich meine Karte nicht als Massenware verstreue (vor allem auch, um Hunderte von Post-dmexco-Sales-Anrufen zu vermeiden), bekam ich ein saloppes „Dann brauchen wir uns ja nicht weiter zu unterhalten.“
Bei vielen Anbietern hatte ich den Eindruck, nicht mit den Leuten zu sprechen, die die Produkte und Tools entwickelten – sondern mit Vertrieblern. Für mich ein Grund, einen Großteil der Zeit im Start-up-Village zu verbringen. Dort schien das Verhältnis umgekehrt.
Auf der Suche nach Analyse-CM-Monitoring-Tools
Mein Informationsziel auf der dmexco 2015: Tools zu entdecken, die mir meine tägliche Arbeit im Bereich Social Media Management, Monitoring und Datenanalyse erleichtern. Seit Jahren testen wir Plattformen, und ich persönlich suche die „eierlegende Wollmilchsau“ – ein Tool, das Analyse, Content-Management, Community-Management, Monitoring und Evaluation abbildet. Hintergrund ist, dass ich ungern zwischen mehreren Tools wechsle. Offenbar bin ich da nicht allein: Viele Anbieter versuchen alle Felder in einem Tool zusammenzuführen. Dabei unterscheiden sich die Funktionalitäten, technischen Set-ups und sogar die Darstellungen der Dashboards aus meiner Sicht kaum. Interessanter wird es vermutlich bei den Preismodellen, die ich aber auch erst wieder gegen die Herausgabe meiner Visitenkarte erhalten hätte!
Einige Arbeitsplattformen verbinden bereits das – aus unserer Sicht eher inhaltsgetriebene – Social Media Management mit der Marketingdisziplin Customer Relationship Management und folgen damit einem Trend aus dem englischsprachigen Raum. Heruntergebrochen lautet der Ansatz: Wie wir über Content Marketing den User zum Kunden zu machen.
Gleich nach der Werbung: Inhalte und Plattformen für Content-Marketing
Babette Schneckener, Redakteurin:
Für uns als inhaltsgetriebene PR-Agentur auch noch interessant: Content-Marketing. Dass native Content oder Inhalte, denen man die Werbeabsicht nicht sofort ansieht, auf der Agenda der Digitalmarketing-Experten weiter nach oben rutschen, war bereits vor der dmexco klar. Einige Aussteller konzentrierten ihre Angebote explizit auf die Werbe-Nachbardisziplin Content-Marketing; viele haben das Thema zumindest im Blick. Und auf dem Podium widmete man dem Thema eine eigene Diskussion: Auf dem „Storytelling Summit: Entering the Post-advertising Era“ ging es darum, wie Firmen (Nestlé), Agenturen (Omnicom), Medienkonzerne (AOL) oder Plattformen (Tumblr, Outbrain) am postulierten Wechsel vom Marketing zum Storytelling teilnehmen. Zwei Eindrücke sind da geblieben:
- Eine der größten Herausforderung scheint die unglaubliche Menge an Technologien und Plattformen zu sein. Die Tatsache, dass das (junge) Publikum in rasantem Tempo immer neue Plattformen nutzt und alte verlässt, macht die Sache für die Marketing-Experten nicht leichter. Stephanie Naegeli von Nestlé gab zu, dass ihre Abteilung oft einfach austestet, welche Technologie für ihre Inhalte gerade gut funktioniert.
- Mindestens ebenso wichtig wie der „Content“ ist offenbar der „Context“. Vor allem im mobile-Marketing entscheidet sich an äußeren Zusammenhängen, welcher Inhalt für den Nutzer relevant ist. Darüber hinaus nutzt Content-Marketing Daten, die beispielsweise Suchmaschinen über den Nutzer vorliegen, um den richtigen Inhalt auszuspielen.
Die passenden – und ganz klassischen – Ads lassen sich in diesem Zusammenhang dann auch noch schalten. Denn Content ist für das Marketing kein Selbstzweck, sondern entweder ein Köder, um Nutzer für die Markenstory zu gewinnen, oder eine Art Kulisse: Vor ihr finden die Marketing-Maßnahmen statt.
Unser Fazit: Wir sind uns sicher, dass die dmexco hochinteressant ist für Menschen, die im digitalen Marketing arbeiten. Für uns, die wir digitale Medien eher als Werkzeug für Meinungsbildung, Imagearbeit und Informationsaustausch begreifen, war der Nutzwert überschaubar. Dies lag nicht zuletzt an der Schwierigkeit, die Vorträge in den Ausstellerhallen akustisch zu verstehen. Seminare und Workshops waren aufgrund des Andrangs erst gar nicht zugänglich. Wir haben nach jeweils zwei Versuchen aufgegeben.