Autor: Jörg Hoewner
Im Spiegel Online bin ich heute auf einen Beitrag gestossen, der die Grenzen einer Rezipientenorientierung aufzeigt. Darin beschreibt Stefan Niggemeier die Erfahrungen, die Zeitungsverlage mit einer Analysemethode namens „ReaderScan“ machen, bei der gemessen werden kann, welche Artikel, Überschriften usw. von den Lesern wirklich wahrgenommen und gelesen werden, teilweise sehr zur Überraschung der Journalisten. Einfach lesen, der Beitrag ist sehr kurzweilig.
Für mich illustriert der Beitrag dabei ganz gut, wo die Grenzen hinsichtlich der Schlüsse liegen, die man aus wie auch immer gearteten Marktforschungs-, Beobachtungs-, Usability-, Interview-, Customer Involvement-Erkenntnissen gewinnen mag:
- Spiegeln Ergebnisse aus solchen künstlich hergestellten Testsituationen wirklich das Verhalten in natürlichen Alltagsnutzungskontexten wieder?
- Besteht an manchen Stellen nicht die Gefahr, dass man sich an Einzelaspekten eines Produktes verliert und dabei das Ganze aus den Augen verliert?
- Führt eine Stakeholder-Orientierung automatisch zu besseren Ergebnissen? Oder auch zu Effekten, wie wir sie bei der Entwicklung des Fernsehprogramms beobachten konnten, nämlich zu einem Qualitätsverlust, der sich allmählich zu einem Glaubwürdigkeits- und Akzeptanzverlust entwickelt?
Das ist nun von mir aus keine Ablehnung von Stakeholder Involvement – ich plädiere in den meisten Fällen nach wie vor für MEHR Einbindung. Aber es darf halt kein Dogma sein.