Zumindest spricht aus psychologischer Sicht einiges dafür, dass der Titel dieses Film-Klassikers absolut stimmt. Anne M. Schueller fasst in einem sehr lesenswerten Beitrag auf Media-Treff zusammen, warum Angst in einer wirtschaftlichen Situation, wie wir sie momentan erleben, absolut gefährlich ist. Weil sie bei Wissensarbeitern eben nicht wie beim Höhlenmenschen gesunde Vorsicht und Fluchtreflexe hervorruft, sondern das Denken und damit die Leistung lähmt. Sie bringt auch die These von Horx ein, dass in absehbarer Zukunft Glücks-Indizes nicht nur für Länder, sondern auch für Unternehmen gelten werden. Klingt gut und fundiert, ich werde mir ihr Buch vielleicht mal über die Feiertage ansehen.
Mich irritiert in den letzten ein, zwei Jahren generell eine Tendenz zu „Aufklärungskampagnen“, die weg vom Appell und der inhaltlichen Aufklärung und hin zu Schockbildern gehen, häufig mit der Argumentation, nur über „Krasse“ Bilder könne man generell noch Aufmerksam gewinnen. Beispiele in diesem Zusammenhang sind die Anti-Raser-Kampagne „Runter vom Gas“, die ich persönlich absolut grenzwertig finde, oder die aktuelle Kampagne gegen Koma-Saufen, die hauptsächlich auf Ekel als emotionalen Trigger setzt. Dass man mit so starken emotionalen Reizen kurzfristig hohe Aufmerksamkeit, aber sicher keine langfristige Verhaltensänderung erreicht, ist mir als eine Binse aus lang vergangenem Psychologie-Studium bekannt, und auch die Berater dieser Kampagne wissen das sicherlich. Aber was ist der Anreiz, so stark auf Angst, Schock, Ekel & Co. zu setzen? Pure Ungeduld, dass sich so massive gesellschaftliche Probleme wie Drogenkonsum und unverantwortliches Verhalten im Straßenverkehr immer noch nicht in Luft aufgelöst haben?
Diesen Eindruck bestätigt für mich zumindest das regelmäßige Gequengel über die BZGA-Kampagne Mach’s mit (aktuelle Motive), die seit 1993 (!) in ähnlicher Form läuft: Kreative, teils witzige Motive ohne erhobenen Zeigefinger und ein Fokus auf eine sehr informative Website. Hier kann es m.E: nur darum gehen, das Thema aktuell zu halten, zu enttabuisieren, über die Motive zum Gesprächsthema zu machen und ohne die Angstkeule auf echte Aufklärung zu verweisen. Ja, Kondom-Müdigkeit und Verdrängung des Themas HIV/AIDS ist nach wie vor ein ernstes Thema – aber wie lange hätten wir Angst- und Schock-Kampagnen dazu ertragen? Sicher keine 20 Jahre, bei mir zumindest hätte die innere Abwehr schon lange über Interesse und Offenheit gesiegt.
Vor diesem Hintergrund wäre es interessant zu beleuchten, wie die Dauerbeschallung mit Krisennachrichten im Moment unsere Aufmerksamkeit fesselt, Angst erzeugt und das Hirn lähmt. Ein bisschen off-topic, der Kommentar, aber meine spontane Assoziation bei der Headline. 😉
Find ich gar nicht off-topic – wer jetzt als Student in irgendeinem politisch/wirtschaftlich/psychologischen fachbereich darüber klagt, dass ihm kein Thema für Feldstudien, qualitative Studien etc. einfällt, hat mein volles Unverständnis – und noch mehr die „etablierten“ Wissenschaftler, die ein gefundenes Fressen für Langzeitstudien vorfinden und später ihren Enkeln davon erzählen können, was sie „damals in der großen Rezession“ an bahnbrechenden Ergebnissen etablieren konnten. Klingt fast ein wenig zynisch, während ich das schreibe – andererseits haben Krisenzeiten jedweder Art immerhin das Potenzial, für die Zukunft zu lernen…