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Interview: So klappt’s mit den sozialen Medien

1. April 2016 · von Babette Schneckener · Keine Kommentare

Mike Schnoor

Mike Schnoor/ Guts & Glory, Foto: Christian Metzler, Quelle: http://mikeschnoor.com.

Brauchen wir ein Facebook-Profil? Was erwarten die Kunden in Social Media? Und wie können wir den Netzwerk-Gedanken intern umsetzen? Fragen wie diese stellen sich viele Unternehmen – ob sie sich am Rande der sozialen Medien aufhalten oder bereits mit einem Social Intranet liebäugeln. Antworten gibt der Social-Media-Experte Mike Schnoor im Interview.

Herr Schnoor, welche Möglichkeiten haben Unternehmen, sich online zu vernetzen – mit Kunden, potenziellen Bewerbern oder Geschäftspartnern?

Social Media sind sehr bewegliche Medien, die ständig mit Neuem aufwarten. Die Kernfragen für alle Unternehmen, die den Schritt in Social Media gehen wollen, sind: Wen möchte ich erreichen? Und ist diese Zielgruppe überhaupt in Online-Netzwerken zu finden? Wenn ja, ist es klar von Vorteil, im Netz unterwegs zu sein: Vor allem jüngere Zielgruppen erwarten sogar, dass ein Unternehmen dort sein Gesicht zeigt – und transparent wirkt.

Was können Unternehmen geschäftlich in Social Media erreichen? Aus welchen Gründen sind sie im Netz aktiv?

Ganz viele Unternehmen wollen den Absatz ankurbeln! Denen muss ich leider sagen: Die Leute sind nicht zum Einkaufen in den sozialen Medien unterwegs. Markenkommunikation und Image-Werbung sind die besseren Ziele – und wirken auch absatzvorbereitend. Besonders gut klappt das übrigens bei Lifestyle-Produkten.

Um in der Zielgruppe bekannter zu werden, eignen sich Social Media dagegen hervorragend: Idealerweise kommt man mit potenziellen Kunden und Bewerbern ins Gespräch.

Selbständige, aber auch kleine und mittlere Unternehmen haben meist keine Mitarbeiter, die sich ausschließlich mit Social Media beschäftigen. Kann ein solider Einstieg unter diesen Voraussetzungen gelingen?

Ja, wenn eine Person die zentrale Schnittstelle des Unternehmens für Social Media ist und entsprechende Prioritäten setzt. Dann muss sie allerdings auch die Erlaubnis haben, ihre normale Tätigkeit zu unterbrechen, andere einzubinden oder sogar außerhalb der regulären Arbeitszeiten tätig zu werden: Nutzer richten sich schließlich nicht nach Bürozeiten.

Ein bisschen Social Media funktioniert also nicht?

Das wäre eher schwierig. Social Media sind nichts, was man kurz vor Feierabend noch eben schnell erledigt. Unternehmen müssen sich mit dem Thema auseinandersetzen, beispielsweise mit den rechtlichen Aspekten: Erlaube ich allen Mitarbeitern Social Media am Arbeitsplatz? Wie gehe ich mit urheberrechtlichen Fragen um? Fehler führen da nämlich schnell zu einer Abmahnung des Unternehmens.

Klopfen wir die Erfolgsaussichten für Social-Media-Engagement ab: Wann ist es sinnvoll, in den drei, vier großen Netzwerken (Facebook, YouTube, Blogs und Twitter) aktiv zu werden?

Dann, wenn die Zielgruppe dort aktiv ist, meine Ziele dort zu erreichen sind, ich die Ressourcen im Unternehmen habe und bereit bin, mich finanziell zu engagieren. Ohne ein Werbebudget bleibt die größere Reichweite nämlich ein Traum. Und noch etwas: Aktivitäten in Social Media lohnen sich nur dann, wenn man etwas zu erzählen hat. Das ist gar nicht so simpel, wie es klingt. Ohne Geschichten hört Ihnen in der realen Welt niemand zu, und in den sozialen Netzwerken auch nicht.

Was nach außen funktioniert, kann für die Kommunikation im Unternehmen ja nicht schlecht sein. Viele Unternehmen führen derzeit das Social Intranet ein, um sich intern besser zu vernetzen. Ist das ein Muss?

Nur, wenn es nicht so läuft, wie vor 15 Jahren die Einführung der Intranets: Da wurde oft für teuer Geld eine interne Kommunikationsplattform entwickelt, die dann keiner nutzte. Damit das den neuen Social Intranets nicht passiert, müssen sie wirklich die Probleme der Mitarbeiter lösen – und nicht neue schaffen. Dann sind die Nutzer auch überzeugt.

Was zeichnet ein gelungenes Social Intranet aus?

Neben Arbeitserleichterung, besserer Information und mehr Effizienz? Die rege Beteiligung! Idealerweise entwickelt man ein Social Intranet daher gemeinsam, so dass Mitarbeiter es als „ihr“ Netzwerk annehmen können. Auf Geschäftsführungsseite setzt das eine gewisse Offenheit voraus. Denn in einem solchen Projekt zeigen sich auch Veränderungen im Lebensstil, zum Beispiel hin zu flexibleren Arbeitsmodellen oder Richtung „papierloses Büro“. Nicht jedes Unternehmen will das unterstützen.

Profitiert ein Social Intranet auch von den Erfahrungen, die Mitarbeiter privat in den sozialen Medien gesammelt haben?

Ganz sicher, wobei auch unerfahrene Mitarbeiter Lust darauf haben, das klassische Arbeiten zu verbessern. Da sind wir eigentlich auch schon mitten im Thema „Digitale Transformation“. Social Intranets sind ein Ausdruck der Notwendigkeit, sich diesem Wandel zu stellen. Und sie betreffen ganz unmittelbar soziale und sogar gesundheitliche Aspekte der Frage: Wie möchte ich künftig arbeiten?

Das Social Intranet wäre idealerweise ein Motor für die Weiterentwicklung eines Unternehmens?

Genau. Mitarbeiter für Veränderungen zu motivieren, hilft Unternehmen, bei der digitalen Transformation am Ball zu bleiben.

 

Mike Schnoor ist Senior Partner von Guts & Glory, einer Düsseldorfer Beratungsfirma für die Digitalisierung von Marken, Unternehmen und Institutionen. Er und seine Kollegen sorgen dafür, dass Unternehmen sich digital optimal positionieren und vernetzen können. Auf http://mikeschnoor.com/ bloggt er zu den Themen digitale Transformation, PR und Social Media.

Das Interview erschien erstmals im Kundenmagazin der Stadtsparkasse Düsseldorf „Dialog Impuls“, Ausgabe 1/2016.

Autor: Babette Schneckener

Babette Schneckener ist Redakteurin bei K12 – Agentur für Kommunikation und Innovation in Düsseldorf.

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