End of advertising as we know it…
4. April 2008 · von Joerg Hoewner · 3 Minuten Lesedauer · Keine Kommentare
Autor: Jörg Hoewner
Schon letztes Jahr hat die „Media and Entertainment“-Gruppe der IBM-Unternehmensberater eine Studie veröffentlicht, für die in mehreren Ländern 2400 Verbraucher nach ihren Mediennutzungsgewohnheiten und 80 Werbe-Verantwortlichen nach ihren Einschätzung zur Entwicklung der Werbung in den nächsten fünf Jahren befragt wurden. Obwohl letzteres natürlich von beschränkter Erkenntnisgenauigkeit, ist die Studie gleichwohl sehr lesenswert, weil sie greifbar illustriert, wohin die Reise geht: Weg von der Massenberieselung durch TV-Spots hin zur mühsamen Arbeit am „Long tail“. So weit, nichts Neues.
Relativ neu ist jedoch, dass sich die Verfasser systematisch damit beschäftigen, welche Folgen diese Veränderungen für die Geschäftsmodelle, für die Arbeitsprozesse von Agenturen, Mediaplanern, Medienvermarktern und Medienproduzenten bedeutet:
- Was bedeutet es für Rundfunkanbieter, wenn die Verbraucher (gibt es schon einen Ersatzbegriff?) zunehmend die Kontrolle übernehmen und statt „Wetten dass?“ lieber YouTube schauen und sich in ihren Sozialen Netzwerken herumtreiben?
- Welche Rolle übernehmen Werbeagenturen, wenn viele kreative Leistungen in Zukunft stärker vom Kunden übernommen werden? Meiner Meinung nach, wird dieses in Zukunft zwar zunehmen, aber nicht zur kompletten Substitution klassischer Agenturprodukte führen. Nur: Die Agenturprodukte müssen sich auch ändern, es reicht eben nicht mehr, ein paar Spots, ein paar Plakate, ein paar Anzeigen, ein paar Banner zu kreieren, sondern Myriaden von Formaten für unterschiedlichste Plattformen zu bedienen. Und das zu einem Preis, der angesichts der fraktalen Größen der Werbeempfänger Sinn macht.
- Welche Rolle übernehmen Mediagenturen hier? Überall da, wo ich z.B. persönlich mit (größeren) Mediaagenturen zu tun hatte, waren diese nicht in der Lage, kleinere Budgets zu handeln oder über Online-Plattformen nachzudenken, die nicht in das übliche Werbeträger-Raster passen. Google AdWords-Kampagnen sind da schon das höchste der Gefühle. Auch auf diese Frage geht die Studie ein.
Die vier Treiber, die hinter diesen Veränderungen stehen, sind lt. Studie:
- Attention (Aufmerksamkeit), die von den Massenmedien weggeht hin zu anderen Mediennutzungsformen. Die Grafik unten illustriert ziemlich anschaulich, was für eine Umwälzung hier stattfindet bzw. stattfinden wird.

- Creativity (Kreativität): Stichwort User-generated content und „peer-delivered content“
- Measurement (Erfolgkontrolle): War es nicht Henry Ford, der sagte, er wüsste, dass die Hälfte seiner Werbeausgaben für die Katz sind, aber er wüsste halt nicht, welche Hälfte (frei von mir rekapituliert). No more, Mr. Ford.
- Advertising inventories (gemeint ist der Media-Ein- und Verkauf): Bisher immer ein Mauschelei zwischen Werbeträgern und Medienagenturen, soll nach Meinung der Experten in Zukunft mehr Transparenz geben durch Online-Plattformen, auf denen Werbeinhalte und Mediaplatzierungen gedealt werden – „EBay Advertising“ also.
Wir werden sehen… Die Studie lässt sich hier downloaden.
Forschungsbericht „Potenziale von Social Software“
20. März 2008 · von Joerg Hoewner · 1 Minute Lesedauer · Keine Kommentare
Autor: Jörg Hoewner
Die Mfg-Stiftung in Baden Württemberg hat einen neuen Forschungsbericht (Autor: Thomas Döbler) herausgebracht:
„Wie Wikis, Weblogs, Podcasts und Co effizient in Unternehmen eingesetzt werden können, damit beschäftigt sich eine Studie, die im Rahmen des von der MFG betreuten Forschungsprojekts FAZIT veröffentlicht wurde. Der Forschungsbericht zeigt, dass es für die Unternehmen in Baden-Württemberg zahlreiche Potenziale gibt, Social Software Anwendungen sinnvoll einzusetzen. Dabei reicht der Nutzen von einem effizienten Wissensmanagement über eine glaubwürdige Kommunikation bis hin zu einem verbesserten Dialog mit den Kunden.“
Der Bericht kann hier downgeloadet werden.
Update zum Lead User Ansatz
10. März 2008 · von Joerg Hoewner · 3 Minuten Lesedauer · 1 Kommentar
Ein Gastbeitrag von Max Winterhoff, Student der Sozialwissenschaften, Uni Düsseldorf
Der Lead-User Begriff und die dahinter steckende Theorie und Methode haben sich, diesen Eindruck gewinnt man schnell, wenn man ein bisschen zum Thema recherchiert, in weitesten Sinne durchgesetzt. Die Innovationskommunikation ist mehr als 25 Jahre nach dem Auftauchen von Eric von Hippels Theorie aber noch längst nicht in jedem Betrieb angekommen.
Ein Stichwort, wenn es um die Weiterentwicklung des bewährten Lead User Konzeptes geht, lautet Open Innovation. Der Begriff wurde durch Henry Chesbrough, UC Berkeley, geprägt und wird in Deutschland sehr rege von zwei Studenten namens Johannes Heinze und Steffen Hoellinger, Studenten an der Zeppelin University in Friedrichshafen am Bodensee, behandelt. Es geht um die Öffnung des Innovationsprozesses und um den konkreten Einbezug der Außenwelt. So werden Innovationen erzielt.
uf ihrem Blog www.openeur.com wurde über einen Artikel in der Financial Times Deutschland im Sommer 07 berichtet, in dem auch das Lead User Konzept zur Sprache kam. Das Thema ist also nach wie vor in den Medien. Besonders interessant: www.trendwatching.com. Diese junge Trendagentur beschäftigt sage und schreibe 8000 Trendspotter auf dem ganzen Globus. Ihre Aufgabe: Innovationen von und mit Kunden erlernen. Ein nettes Gegenangebot zur traditionellen Marktforschung, wie ich finde.
n den Staaten wird der Lead User Ansatz beispielweise von Patty Seybold (http://outsideinnovation.blogs.com/pseybold/) seit Jahren verwandt und weiterentwickelt. Neben den Begriff des Lead Users stellt sie die Lead Customer, also die Gruppe von „wirklich“ innovativen Kunden, welche sich für eine Weiterentwicklung eines Produktes besonders interessieren. Patty Seybold glaubt daran, dass „Outside Innovation“ in Zukunft der Dreh und Angelpunkt für Erfolg oder eben fehlenden Erfolg von Unternehmen ausmachen wird.
Die IT-Branche kann man durchaus als Vorreiter in der Einbeziehung von Kunden in den Innovationsprozess sehen. Hier kommt das Web 2.0 ins Spiel. Nirgendwo sonst wird Kunden so einfach und spielerisch die Möglichkeit zur Partizipation gegeben, die nicht selten in der Optimierung von Produkten ihr Ende findet.
Fazit: Der Lead-User Ansatz ist noch lange nicht am Ende, ganz im Gegenteil, meiner Meinung nach sollte da noch viel mehr geschehen. Unternehmen vertrauen nach wie vor schwerpunktmäßig auf traditionelle Marktforschung um die Kundenmeinung einzufangen, statt die Leute einfach „mitmachen“ zu lassen.
Verwandte Beiträge zum Thema „Open Innovation“.
Basistexte zu Social Software: Netzwerktheorie und ein bisschen Spieltheorie
7. März 2008 · von Joerg Hoewner · 2 Minuten Lesedauer · Keine Kommentare
Autor: Jörg Hoewner
Ich habe mich heute mal wieder bei Altmeister Howard Rheingold (rheingold.com) herumgetrieben und habe mich dabei auf dessen Lehrauftragsseite wiedergefunden – Rheingold gibt derzeit in Berkeley ein Seminar zum Thema „Virtual Communities/ Social Media“. Die Seite ist eine Fundgrube für Links/ Hinweise zu Texten, die sich mit grundlegenden Problemen von Social Software alias Web2.0 auseinandersetzen. Als besonders beachtenswert erschienen mir:
- Mark Granovetters „The Strength of weak ties: A network theory revisited“. Ein soziologischer Klassiker aus dem Jahre 1983, bei dem um die „schwachen Beziehungen“ zwischen Menschen bzw. Gruppen von Menschen geht. Jemand kennt jemanden, der jemanden kennt, etc.. Mithin das Konzept, auf dem unsere heiss geliebten Social Networks von Xing bis Facebook implizit basieren.
- Ein bisschen Spieltheorie und Soziale Dilemmata mit Peter Kollock:
- Social Dilemmas: The Anatomy of Cooperation“ von 1998.
- „The economies of online cooperation: Gifts and Public Goods in Cyberspace“ von 1999.
- In beiden Beiträgen geht um das Spannungfeld zwischen individueller und kollektiver Rationalität: Warum machen wir freiwillig bei Gruppenarbeiten wie Wikipedia mit, wo wir doch genauso gut trittbrettfahren könnten? Was motiviert uns, „etwas von uns zu geben“, wo es doch auf den ersten Blick rationaler wäre, egoistisch zu sein? Welche Strategien sind denkbar, um dem Public Goods Dilemma oder dem Commons Dilemma entgegenzuwirken?
- Und zuletzt Trebor Scholz´„A history of the Social Web“ von den Vorläufern bis in den Herbst 2007. Schön auch die Zeitleiste, die man sich als PDF herunterladen kann.
User-led innovation: Fundstück auf „Mass Customization & Open Innovation News“
7. März 2008 · von Joerg Hoewner · 1 Minute Lesedauer · Keine Kommentare
Autor: Jörg Hoewner
Frank Piller weist auf einen interessanten Report der australischen „Smart Internet Technology Research Group“ hin: „User-led Innovation: A New Framework for Understanding Business and Social Value“. Darum geht es darin:
- Welche strukturellen Veränderungen stecken hinter der wachsenden Bedeutung von „user-led innovation“?
- Anhand von Beispielen aus Second Life wird gezeigt, wie „user-led-innovation dort“ gelebt wird.
Lesen: