Ich geb ja zu: Es gibt diese Tage, da holen Social Media die Misanthropin in mir hervor, so von ganz tief, und ganz doll. Das hat damit zu tun, dass wir hier für mehrere Kunden Blogs, Foren etc. analysieren und uns dabei eben nicht auf die „Perlen“ beschränken können, sondern zumindest flüchtig den Blick über menschliche Niederungen schweifen lassen müssen. An Tagen, an denen ich auf nüchternen Magen Posts wie „Ich kill mein Schwester und ihr Macker“ und zum Feierabend „Rettet mich, ich habe einen Maulwurf“ lesen muss, machen mich kurzzeitig empfänglich für Verschwörungstheorien aller Art und „Früher-war-das-alles-besser-mit-den-Medien“-Alt-Tantentum.
Aber scheinbar bin ich ein eher harmloser Fall. Zumindest, wenn man sich ansieht, wer alles willig und widerspruchslos die Meldung „Unmoralisch durch Twitter und Facebook“ übernommen hat: Stefan Niggemeier beschreibt dieses kleine Medien-Drama im Bildblog ganz wunderbar, auch, wie ein Guardian-Journalist „mittels etwas, das man früher „Recherche“ nannte, auf die Idee kam, diese Meldung zu überprüfen“. Was passiert war: Den Autoren einer Studie zum physischen und emotionalen Schwerzempfinden wurde einfach ganz – ähm, kreativ? – ein O-Ton erweitert, die Forscher halten die so forcierte Schlussfolgerung für abwegig.
Keine weiteren Ergüsse darüber, was nur Journalisten können an dieser Stelle. Hat der Guardian eigentlich eine Fangruppe auf Facebook? Gleich mal nachsehen …