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Ohren auf für neue Features: Wie Audio Social Media erobert

6. Juli 2021 · von Saskia da Costa Zuzarte · Keine Kommentare

Von Saskia da Costa Zuzarte

Joko Winterscheidt bei einem Plausch in der Mittagspause treffen? Mit Spitzen-Politiker:innen über die Digitalisierung diskutieren? Social Audio macht es möglich! Doch welche Funktionen und Chancen verstecken sich hinter diesem Begriff – und welche Herausforderungen?

Erstmal zum Begriff selbst: Social Audio steht für die Verwendung von reinen oder kombinierten Audio-Funktionen in sozialen Netzwerken. Darunter fallen zum Beispiel Audio-Chat-Räume wie bei Clubhouse, aber auch das direkte Podcasting über Social Media. Wichtig: Im Unterschied zu regulären Podcasts oder anderen Audio-Formaten steht bei Social Audio der Netzwerk- und Dialogcharakter im Vordergrund. Somit ist das reine Senden von Botschaften nicht gewünscht; die Community soll mit den Inhalten direkt interagieren – und will das im Idealfall auch.

Die Netzwerke rüsten auf

Nicht erst seit Clubhouse ist Social Audio relevant. Neben Bild, Bewegtbild und Text sind Audio-Funktionen, beispielsweise durch Sprachnachrichten, schon lange Teil der sozialen Netzwerke. Was sich jetzt allerdings verstärkt entwickelt: Die jeweiligen Plattformen konzentrieren sich auf Audio-Only-Anwendungen und stecken einiges an technologischer (Weiter-)Entwicklung hinein. Ausschlaggebend hierfür war der Hype der Clubhouse App Anfang 2021, aber auch die Corona-Pandemie. Schließlich sind reine Audio-Formate, insbesondere wenn sie live genutzt werden, dafür bekannt, dass sie Nähe bei der Hörerschaft erzeugen. Es fühlt sich so an, als wäre man in einem Raum mit den Sprecher:innen, als würden sie direkt zu und nur für die:den einzelne:n Teilnehmenden reden. In Zeiten der sozialen Distanz ein entscheidender Pluspunkt im sonst anonymisierten, schnelllebigen und oberflächlichen Social Web.

Das haben bekannte Plattformgrößen wie Facebook, Twitter oder LinkedIn erkannt und setzen dementsprechend neue Funktionen um. Clubhouse kopieren und eigene Live-Audio-Chaträume einführen? Das ist bei allen drei Netzwerken in Planung oder bereits als Beta-Test ausgerollt. Facebook ist in puncto Social Audio besonders fleißig: Mit dem „Sound Studio“ (Quelle: facebook) ist eine eigene Aufnahme- und Bearbeitungsoberfläche für Audio geplant – inklusive Anbindung an Musik- und Sound-Datenbanken, die von allen User:innen genutzt werden können. Zudem will das Netzwerk mit „Sound Bites“ (Quelle: facebook) eine eigene Funktion für kurze Audio-Beiträge schaffen. Auch die Einbindung und Nutzung von Podcasts innerhalb Facebooks soll ausgebaut werden. Die Kirsche auf der Sahne: Alle Funktionen werden miteinander verknüpft. So wird es möglich, das Live-Audio-Gespräch aufzunehmen und als Podcast bereitzustellen oder kurze Audio-Schnipsel daraus als Sound Bite zu veröffentlichen. Diese Weiterentwicklung steht stellvertretend für den Social Media Trend, Audio als festen Bestandteil in den Medien-Mix mitaufzunehmen – und ihm eine eigene Bühne zu bieten.

Neue Fähigkeiten braucht das Social Media-Land!

Doch welche Konsequenzen sollten Creator:innen und Unternehmen aus diesen Entwicklungen ziehen? Zum einen ist es entscheidend, die geplanten und ausgerollten Funktionen im Blick zu behalten. Wer weiß, was wann geplant ist, kann sich darauf einstellen, es auszuprobieren. Daraus ergeben sich neue Fähigkeiten bzw. neues Wissen als Social Media-Verantwortliche: Es muss zwar niemand zur:m ausgebildeten Producer:in werden, jedoch sollte jede:r den Ablauf und die Technik hinter den Audio-Produkten verstehen, um sie prüfen und einsetzen zu können. Ein wenig Nachhilfe in Interviewführung, Moderation, Audio-Schnitt und Tonkorrektur schadet also nicht. Wer diese Fähigkeiten nicht nur bei Kommunikationsverantwortlichen sieht, sondern auch andere Mitarbeitendengruppen weiterbildet, hat die Chance, diese dort als Multiplikator:innen aktiv werden zu lassen. Denn alle können mit Social Audio zur:m Audio Creator:in werden.

Die wohl bedeutendste Konsequenz zum Schluss: Der verstärkte Fokus auf (reine) Audio-Angebote verlangt nach einer durchdachten, auf die Kommunikationsstrategie abgestimmten Audio-Strategie. Nur, wenn klar ist, warum und für welche Zielgruppe Audio-Inhalte wie produziert werden sollen, können sie langfristig gesteuert und optimiert werden. Bei neuen Technologien und Formaten funktioniert es gerne mal nach dem Trial-and-Error-Prinzip. Mut zum Ausprobieren ist per se nichts Schlechtes, sondern sehr lobenswert. Aber spätestens dann, wenn Audio bewusst (!) in den Kommunikationsmix eines Unternehmens aufgenommen wird, braucht es eine Strategie, um den Einsatz a) zu rechtfertigen und b) messbar zu machen, wie erfolgreich er ist.

Social Audio: gekommen, um zu bleiben

Schweigen ist Silber, Reden ist Gold – könnte man meinen. Social Audio-Formate sprießen gerade förmlich aus dem Boden. Doch Social Audio ist kein kurzweiliger Hype, den User:innen nach zwei Wochen wieder satt haben. Wenn Audio-Inhalte künftig leicht und hochwertig für jede:n bei Facebook, Twitter und Co. anzufertigen und zu verbreiten sind, wird diese Art des Austausches bald so etabliert sein wie das Posten einer Story oder eines Fotos. Unternehmen und Creator:innen sollten diese Entwicklung beobachten und kritisch prüfen, inwieweit die Audio-Nutzer:innen mittel- und langfristig für sie relevant sind – und mit welchen Inhalten sie erreicht werden können.

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