Letzten Freitag wurde der Online-Bereich von Pleon aufgelöst, die verbliebenen der vor wenigen Jahren noch 35 Mitarbeiter auf die „klassischen“ Kundenteams verteilt. Ein bisschen wehmütig werde ich da schon, obwohl ich seit inzwischen fünf Jahren da raus bin. Aber ich habe diesen Bereich lange mitentwickelt und hatte dort schöne und anregende Arbeitsjahre.
Zur Geschichte: KohtesKlewes (also jetzt Pleon) hat 1995 als erste PR-Agentur in Deutschland ein Onlineteam gegründet, war als erste deutsche PR-Agentur im Web aktiv, der Onlinebereich war zumindest in diesem Jahrzehnt durchgängig (zum Teil sehr) profitabel. Nun muss man sich fragen, wie und warum es zu dieser Entwicklung gekommen ist. Vielleicht ist Pleon auch hier anderen voraus (wie damals)? Während andere Agenturen ihre Online- und Web2.0-Aktivitäten ausbauen? Hmm, dazu schreibe ich jetzt nichts.
Man könnte sich ja vorstellen, dass sie – zu recht – finden, dass diese Kompetenz nicht in einem eigenen Silo sitzen soll, sondern dringend in jedes Kundenteam gehört?
Auch ich war 7 Jahre Onliner und war es gern. Ich habe viel gelernt, eine Menge Spaß gehabt, viele tolle Menschen kennengelernt, darunter einige sehr nette Freunde gefunden. Ich spreche noch heute über OR in der ersten Person Plural – „wir“!
Online Relations hat KohtesKlewes/Pleon um vieles bereichert. Neben der Pionierarbeit in der Online-Kommunikation war das vor allem ein ganz besonderer Teamgeist, den meine lieben Ex-Kollegen jetzt sicher in die neuen Teams tragen werden, die sich in diesen Tagen formen.
Mein Dank gilt hier noch einmal ganz besonders Dir, Jörg, dafür, dass Du mich 2001 zu OR geholt hast und dass Du eben diesen Geist der Identifikation, der die Onliner bis heute umweht, beschworen hast.
Man muss ja leider sagen, dass die Auflösung des Teams das Finale einer mehrjährigen Demontage ist. Jetzt bleibt zu hoffen, dass der neue Weg die Konsequenz einer Vision ist, wie Du und Deine Mitstreiter sie vor 14 Jahren hatten, und diese Vision im Sinne einer zukunftsträchtigen Weiterentwicklung der Online-Kommunikation und zum Wohl der Menschen, die daran arbeiten, aufgeht.
Viel Glück Onliner!!!
@Martin Oetting: Ob eine Zuordnung der Onlinekompetenz zu „klassischen“ PR-Teams zielführender ist als eine eigenständige Online-PR-Unit ist meiner Meinung nach nicht ausgemacht. Wir haben jahrelang darüber gestritten, was da der bessere Weg ist. Es ist die Frage danach, ob man den Fokus eher auf einen interdisziplinären (wie in meiner jetzigen Agentur) oder einen intradisziplinären (wie in vielen „reinen“ Onlineagenturen) Austausch legt. Für beides gibt es gute Gründe – und vor allem gut funktionierende Beispiele.
😉
Ist es wirklich die Frage der Struktur? Ich glaube nein. Beziehungsweise besser: Ich glaube es geht mit beiden Struktur-Modellen. Es gibt sehr viele gute Online-Projekte, die nichts mit PR zu tun haben und die sich deshalb auch ausserhalb einer PR-Agentur viel besser entwickeln können. Beziehen wir uns auf PR-wirksame Online-Projekte braucht es eine sehr gute Zusammenarbeit zwischen klassischer und online PR. Egal ob in einer gemeinsamen oder eigenen Unternehmensstruktur. Wenn es die gibt, geht beides; wenn es sie nicht in ausreichendem Maße gibt, scheitert die Zusammenarbeit. So oder so…
Online-Kommunikation ist komplex (Trends, Beratung, Kreativität, Projektsteuerung, User-Interface-Design, Technik, etc.). Es braucht Experten, die sich in Ihren Disziplinen (die dann wenig mit klassischer PR zu tun haben) weiterentwickeln können, um das Know-How nicht zu verlieren.
Ich wünsche Pleon, daß sie den fachlich notwendige Austausch der Experten (nicht nur im Online-Bereich) organisieren. Denn nur so ist auf Dauer ein ausreichendes Know-How und ausreichend neue Ideen für Online-Kommunikation vorhanden. Wenn dies aber gewährleistet ist, kann ich mir auch das jetzige Pleon-Modell als erfolgreiches vorstellen. In dem Sinne Toi Toi Toi.