(Hier gibt es eine Replik auf meine bewusst überspitzt formulierte These)
Vor einigen Jahren gab es einen regelrechten Hype rund um Infografiken, häufig bis zu 7000 Pixel langen, chiquen Grafikteppichen, mit denen Inhalte teilweise recht unterhaltsam auf den Punkt gebracht wurden. Infografiken waren sozusagen ein Wegbereiter für einen weiteren Hype – um den des Content Marketings – und waren daher für viele das Format der Wahl, um eine Alternative zur klassischen Text/Bild-Ödnis anbieten zu können.
Nach der Hoch-Zeit vor 2-3 Jahren scheint das Interesse nun etwas abzuflauen. Bei Google Trends z.B. geht die Suche nach dem Begriff „Infographics“ in letzter Zeit bergab:
Meine Vermutung ist, dass es eine gewisse Übersättigung an Infografiken im Web gab, die jetzt korrigiert wird. Denn unbestritten sein sollte, dass visuell und grafisch aufbereitete Informationen oder Stories („Visuelles Storytelling“) ihren Platz haben und ihren Platz behalten werden. Ein Steckbrief:
Die Infografik im Web
Definition aus Wikipedia: „Informationsgrafik (kurz: Infografik) ist die visuelle Repräsentation von Gesamtzusammenhängen in einer Abbildung.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Informationsgrafik)
Einsatzbereiche: Infografiken können immer da eingesetzt werden, wo es gilt, komplexere Zusammenhänge anschaulich zu vermitteln und ggfs. zusammenzufassen. Das können technische Grafiken, die Darstellung von Zahlenmaterial, historische Abläufe, Organigramme, Stammbäume, Prozesse, räumliche Zusammenhänge und vieles mehr sein. Im Content Marketing bietet die Infografik ein Mittel, um Aufmerksamkeit zu gewinnen, weil die Infografiken über Empfehlungen / Shares weiterverbreiten. Als Leadgenerierungs-Mittel ist es weniger geeignet, weil sie eher als Commodity betrachtet wird, für das Nutzer selten bereit sind, ihre Adresse zu hinterlegen.
Vorteile:
- Reduzieren Komplexität
- Lässt sich animieren
- Lässt sich interaktiv aufbereiten
- Niedrigschwellige Rezeption möglich
- Sharebar
- Ggfs. unterhaltsam und kurzweilig
- Vielfältig einsetzbar
Nachteile:
- Gut gemacht aufwendig in der Produktion (mehr noch als Text)
- Erfordern verschiedene Skills (Redaktionell und grafisch)
- Zur Leadgenerierung weniger geeignet
Schöne Beispiele lassen sich auf visual.ly betrachten, hier kommen laufend neue hinzu.
Tools:
- Eine gute Alternative zum Dienst http://visual.ly ist http://infogr.am. Den Namen bitte nicht verwechseln mit dem Fotodienst.
- Etwas nüchterner geht es zu bei http://creately.com: Hier lassen sich Flowcharts und Diagramme erstellen. Sozusagen das Visio für den Browser.
- Verwandt damit ist Tableau Public, hier lassen sich kartenbasiertes Material ebenso visualisieren wie klassische Diagramme. Interaktiv ist auch möglich und die Publikation ins Web. Das Tools muss man erst herunterladen.
- Ein Online-Diagrammbuilder ist http://charts.hohli.com: Vorteil gegenüber Excel und Co.: Einige Diagrammformate gibt es in Excel nicht, sind chiquer und vor allem Onlinefähig (lassen sich in Webseiten einbauen). Nachteil: Der Datenimport ist nicht automatisierbar.
- Google Chart Builder
- D3js (Javascript-Bibliothek)
[…] „Stirbt die Infografik langsam aus?“ fragte Jörg Hoewner in seinem letzten Blogbeitrag. Als Kommunikations-Designer antworte ich ganz klar: Nein! Infografiken sind wichtiger denn je. Unsere schnelllebige Zeit verlangt geradezu nach Infografiken, denn sie sind weit mehr als nur eine Alternative zur Text-/Bild-Ödnis vieler Online- und Offline-Veröffentlichungen. […]