Junge Menschen beantworten Fragen, Unternehmen zahlen dafür. Das Geld fließt in soziale Projekte. Mit der App „Goodnity“ eines Berliner Start-ups ist Spenden so einfach wie noch nie. Warum sich das für alle Beteiligten lohnt, erklärt Maximilian Eckel, der Vertriebler im Gründertrio.
Herr Eckel, kurz und knapp: Wie funktioniert Goodnity?
Goodnity ermöglicht soziales Engagement unabhängig vom eigenen Kontostand: Die Nutzer beantworten täglich sieben bis zehn Fragen. Für die anonymisierten Antworten zahlen uns zum Beispiel Marktforschungsinstitute Geld, das wir an ausgewählte soziale Projekte spenden. So generiert jeder Nutzer mit wenigen Klicks und in nur ein paar Minuten täglich eine Spende, die auch ankommt.
Spenden ganz nebenbei – klingt gut für die Nutzer der App. Warum lohnt sich das auch für Unternehmen?
Weil wir eine Zielgruppe erreichen, an die klassische Marktforschung schwer oder nur in Verbindung mit hohen Kosten herankommt: junge Menschen. Mehr als Dreiviertel unserer Nutzer sind unter 25 Jahre alt. Die erreicht man heute mit Umfragen übers Festnetztelefon nicht mehr, weil sie nur noch mobil unterwegs sind.
Dort setzt unsere App an: Sie ist sehr niedrigschwellig, intuitiv verständlich und wird zu etwas Alltäglichem. Fast 100 Prozent unserer Nutzer nehmen regelmäßig an Umfragen teil, 1.500 bis 2.000 loggen sich sogar täglich ein. Wir müssen auch kein Callcenter einrichten, sondern können neue Fragen direkt über die App zur Beantwortung freigeben. Innerhalb eines Tages liefern wir 1.000 Antworten auf eine Frage – so schnell ist kaum ein Marktforschungsinstitut. Und: Wir sind „newsworthy“. Es ist doch toll, seinen Kunden berichten zu können, dass man als Unternehmen soziale Projekte unterstützt.
Eignet sich Goodnity also für jeden, der schnell und günstig die Meinung junger Menschen hören möchte?
Ja genau. Neben Marktforschungsinstituten können wir genau so mit Online-Shops, Lifestyle-Brands, Beratungsfirmen, Verbänden oder anderen Unternehmen zusammenarbeiten, die mehr über ihre Kunden, ihre Attraktivität in der Branche oder die Wirksamkeit ihrer Werbung erfahren möchten.
Auf Ihrer Website heißt es, Goodnity gebe einen „Großteil“ des Geldes an soziale Projekte weiter. Derzeit sind das sogar 100 Prozent der Einnahmen. Mal ehrlich, wie rechnet sich das?
Goodnity ist ein „Donation First“ Unternehmen. Das bedeutet, die Spenden stehen an erster Stelle. Erst wenn wir unser Spendenversprechen eingehalten haben, zahlen wir unsere eigenen Kosten. Derzeit funktioniert das vor allem, weil wir noch bis September 2016 eine Förderung des Bundeswirtschaftsministeriums und des Europäischen Sozialfonds erhalten. Außerdem haben wir Eigenkapital investiert und werden von Business Angels unterstützt.
Unser langfristiges Ziel ist es aber natürlich, so viele Einnahmen zu generieren, dass wir uns über unser Spendenversprechen hinaus selbst tragen können. Unsere schlanke Struktur und effizientes Arbeiten sind hier von Vorteil, außerdem unterstützen uns Werkstudenten und Praktikanten. Gerade erst hat Goodnity die ersten festen Mitarbeiter eingestellt. Nun gilt es, unser Vertriebsnetz weiter auszubauen und mehr Partner zu finden.
Zwei Cent pro beantworteter Frage fließen an soziale Projekte. Reicht das?
Zwei Cent pro Frage sind ein Spendenversprechen, das wir einhalten können. Noch tragen wir uns ja nicht vollständig selbst. Langfristig möchten wir den Betrag erhöhen, wollen aber nichts überstürzen. Lieber langsam und gesund wachsen. Und: Auch wenn zwei Cent im Einzelnen nicht viel sind, hilft das Geld in der Masse. In den letzten Monaten konnten wir 22.000 Euro spenden.
Goodnity-Nutzer können aus einer Vorauswahl selbst bestimmen, welches soziale Projekt sie unterstützen möchten. Wer entscheidet, welches Projekt auf Ihre Liste kommt?
Wir möchten ein möglichst breites Spektrum bieten, um alle Nutzer anzusprechen. Deshalb haben wir eine bunte Mischung aus Organisationen ausgesucht, die Kinder, Tiere oder die Umwelt schützen, und zwar in Deutschland und im Ausland. Zu jeder Organisation haben wir persönlichen Kontakt. Derzeit können Nutzer zwischen Kinderpatenschaften von nph Deutschland und Hilfsprojekten der Spendenplattform betterplace.org wählen.
Können Unternehmen und Nutzer nachverfolgen, wie das Geld eingesetzt wird?
Wir bitten die Organisationen, regelmäßige Updates zu schicken, die wir in der App veröffentlichen. Manche machen das sehr konsequent, andere nicht so regelmäßig. Wir arbeiten aber daran, den Spendern einen persönlicheren Kontakt mit den Patenkindern zu ermöglichen. Der Verwaltungsaufwand für die Hilfsorganisationen darf natürlich nicht zu groß werden. Natürlich kann kein Patenkind 1.000 App-Nutzern einen persönlichen Brief schicken – vielleicht aber ein Bild für alle gemeinsam malen.
Um persönliche Briefe zu erhalten, müssten die Nutzer schließlich auch ihre Adresse preisgeben. Wie schützen Sie die Daten Ihrer Nutzer?
Wir speichern keine IP-Adressen, Namen oder Telefonnummern, Adressen fragen wir grundsätzlich nicht ab. Wir speichern nur soziodemographische Eigenschaften wie Alter oder Schulabschluss. Täten wir das nicht, müssten die Nutzer diese Daten bei jeder Umfrage erneut eingeben – das ist nicht sehr motivierend. Schließlich ist das unser großer Vorteil: Mit wenig Aufwand jeden Tag eine gute Tat.
Über goodnity
Goodnity ist ein junges, im Sommer 2015 in Berlin gegründetes Start-up. Der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern „good“ und „dignity“ zusammen. Das bedeutet: Nutzer schließen sich zusammen, um gemeinsam, nachhaltig und langfristig zu helfen. Die drei Gründer Marc Beermann (25), Max Eckel (23) und Keith Gesche (23) kennen sich seit ihrem BWL-Studium in Koblenz. Als Max Eckel und Keith Gesche während der Semesterferien NGOs in Indien besuchten, erfuhren sie von deren großer Planungsunsicherheit durch saisonal schwankende Spenden. Ihre Lösung: Eine App, die sich so in den Alltag der Nutzer integriert, dass sie kontinuierlich spenden. Da Menschen unter 25 Jahren meist wenig Geld zur Verfügung haben, sich aber trotzdem sozial engagieren möchten, zahlen sie mit dem, was Unternehmen besonders interessiert: ihrer Meinung.