Zur Rolle von Kommunikation bei der Innovation…
6. Oktober 2008 · von Jörg Hoewner · 1 Minute Lesedauer · Keine Kommentare
Autor: Kirsten Jantke und Jörg Hoewner … gibt es hierzu ein Interview mit uns auf Business-on.de, dem regionalem Wirtschaftsportal. Darin geben wir auch einen Einblick in unseren Ansatz… Hier lesen.
Bildung schleich dich?
22. August 2008 · von Carina Waldhoff · 5 Minuten Lesedauer · Keine Kommentare
Autorin: Carina Waldhoff
Täglich können wir in unzähligen Artikeln und Posts lesen, welche technischen und praktischen Möglichkeiten Web 2.0-Software bietet.
Die für mich persönlich interessanteste Frage aber ist, wie das Internet unsere Wahrnehmung und unser Verhalten beeinflusst – und zwar nicht so sehr bei uns Berufskommunikatoren der „Generation Golf“, die sich noch daran erinnern, wie man damals Mittagessen kochen ging, während das Modem sich eine Verbindung zum Internet erkämpfte. Sondern vielmehr für die „Generation xy-VZ“, die auch laut Onlinestudie gar nicht mehr weiß, was Web 2.0 sein soll, weil das halt einfach „das Internet“ ist.
Der SPIEGEL hat in der vorletzten Print-Ausgabe einen Versuch gestartet, diesem Themenfeld aus verschiedenen Perspektiven beizukommen – trotz des polemischen Titels „Macht das Internet doof?“ (ich erwartete seufzend das übliche einseitige Blogger-Bashing) ziemlich reflektiert und differenziert. Das sahen zwar viele Blogger anders, aber die sind wohl auch nicht Kernzielgruppe.
Wirklich interessant aber ist ein Artikel auf faz.net: Renate Köcher, Geschäftsführerin des Intituts für Demoskopie Allensbach, schreibt über den „schleichenden Abschied vom klassischen Bildungskanon“. Die Hauptaussage: Die U-30s informieren sich anders und interessieren sich für andere Themen. Das Interesse an Themen aus dem „klassischen Bildungskanon“ und gesellschaftlichen Entwicklungen sinkt, dagegen beschäftigen sich Menschen unter 30 stärker mit Kommunikationstechnologien, Konsumthemen und auch Psychologie. Suchen im Internet geschieht sehr zielgerichtet, woraus Köcher folgert:
„Dies verändert auch die Voraussetzungen für den gesellschaftlichen und besonders den politischen Diskurs. Eine Gesellschaft, die teilweise auf kontinuierliche Information und Urteilsbildung verzichtet, wird spontaner, in der Urteilsbildung beweglicher, sogar sprunghafter und anfälliger für Manipulation.“
Daraus entstehen endlos viele neue Fragestellungen und Forschungsfelder (meine Wunsch-Anschluss-Studie: Wie genau nutzen die Wenigen, die sich als politisch und gesellschaftlich engagiert bezeichnen, die Medien; wie „managen“ sie Wissen, gibt’s hier signifikante Unterschiede zur Mehrheit?).
Besonders interessant an dieser Stelle: Wie „tickt“ der Nachwuchs in Unternehmen, Agenturen und Redaktionen, welche Skills, welchen Hintergrund kann man voraussetzen, was darf und sollte man erwarten?
Allein der Begriff „Bildungskanon“ klingt im Deutschen schon anrüchig und ist mir persönlich schon wegen seiner elitär-unflexiblen Anmutung suspekt. Wahrscheinlich deshalb blieb meine Aufmerksamkeit an einem Posting von Stuart Bruce („A PR guy’s musings“) hängen, in dem sich ein englischer PR-Mann besorgt über das Allgemeinwissen von Berufsanfängern in der PR äußert und nur ein paar Beispiele dafür bringt, was er so voraussetzt: Ein paar Zeilen aus einem Shakespeare-Stück, historische Zahlen und Daten, politische Köpfe … er argumentiert dieses „Kanonverständnis“ damit, dass er bei PRlern einen unglaublichen Wissensdurst als erste Voraussetzung für den Beruf voraussetzt.
In den generell zustimmenden Kommentaren kommt dann direkt ein wichtiges Standardargument auf: Nämlich, dass es heute viel wichtiger ist, die Instrumente zu beherrschen, mit deren Hilfe man zu Informationen gelangt, als selbst Wissen anzuhäufen.
Ich würde zustimmen, dass das eine Kernkompetenz ist. Aber Informationen sind nicht gleich Wissen – was passiert mit der Fähigkeit, zu sichten, sortieren und zu fundierten Entscheidungen zu gelangen, Sachverhalte differenziert zu betrachten? Ist „Einordnen“ nicht die Kulturtechnik, die immer entscheidender wird angesichts der ungeheuren (zunächst nur positiven) Vielfalt an Informationen und Instrumenten, die uns zur Verfügung stehen? Die Allensbach-Analyse legt nahe, dass die Geduld dazu fehlt, je mehr sie erforderlich wird, und die Wahrnehmungspsychologie scheint das zu bestätigen.
In den frustrierendsten Phasen meines ersten, klassisch geisteswissenschaftlichen Studiums („Was soll bloß aus mir werden? Warum schlag ich mich mit diesem Sch… rum?“) musste ich mich an den Versprechungen der Profs festhalten, dass wir Geisteswissenschaftler durch zwei Fähigkeiten für das Leben „danach“ prädestiniert seien: Durch die Fähigkeit, sich jederzeit Inhalte selbstständig neu zu erarbeiten und durch unsere unglaubliche, achtung: „Frustrationstoleranz“. (Hole ich bis heute gelegentlich als Mantra hervor: ich bin so frustrationstolerant, ich bin so frustrationstolerant 😉
Was passiert, wenn „Wissen“ so leicht zu haben aber so schwer zu erarbeiten ist? Welchen Wert haben nie dagewesene Netzwerk-Möglichkeiten, wenn der Einzelne sie nutzt, um seine eigene kleine Welt bequemer und erfolgreicher zu gestalten, aber sich (tendenziell) immer weniger für die Gesellschaft, in der er lebt, interessiert?
(Kein Lamento, nur offene Fragen. Antworten/Vorschläge gern gesehen.)
Von Journalisten und Bloggern
22. Juli 2008 · von Carina Waldhoff · 4 Minuten Lesedauer · Keine Kommentare
Autorin: Carina Waldhoff
Weil ich gestern abend meine Gedanken über den Spiegel-Artikel über „Beta-Blogger“ noch ordnen wollte, musste ich heute morgen feststellen, wie schnell (und gerade angesichts der Goliath-gegen-David-Attacke erstaunlich reflektiert) Andere reagiert haben – das meiste ist gesagt, zusammengestellt bei Klaus Eck oder, auch interessant, eine Einordnung seiner eigenen Zitate von Jan Schmidt.
Abgesehen von den schiefen Maßstäben, die der Artikel anlegt (wenige Blogger haben journalistische Ansprüche an ihre „Arbeit“, so sie ihre Foren überhaupt als solche ansehen, noch weniger ein journalistisches Selbstbild, und die wenigsten – auf die hat sich SPON kapriziert – müssen sich an journalistischen Maßstäben messen lassen, weil sie z.B. dezidiert die Arbeit eindeutig redaktioneller Medien, siehe Bildblog, aufs Korn nehmen), hinterlassen der hämische Ton und polemische Stil einen schalen Beigeschmack: Ja, die Lust am Diskurs verkommt in deutschen Blogs häufig zu pinscherhaften, korinthenkackerischen Bissreflexen – aber das hat die „Szene“ selbstkritisch erkannt. Mangelnde Souveränität scheint eben auch ein urdeutsches Phänomen zu sein, dem sich der Spiegel mit diesem Artikel leider nicht entzieht. Nebenbei gefragt: Haben die in Hamburg die Nebensätze abgeschafft? („Nur etwa jeder fünfte Deutsche liest sie überhaupt jemals. In den USA und Japan ist es jeder Dritte. In Südkorea und den Niederlanden tun es 40 Prozent der Bevölkerung. Doch ganz genaue Zahlen gibt es aus den wenigsten Ländern.“ – So geht das über Seiten.)
Maßstab Leserschaft: „Nur etwa jeder fünfte Deutsche liest sie überhaupt jemals“ – gar nicht so schlecht für ein sich langsam, aber immer noch entwickelndes Medium über die Gesamtbevölkerung, möchte man meinen – gerade mit Blick auf die Mediennutzungs-Gewohnheiten der jungen und ganz jungen Nutzer, bei denen Online generell TV fast und Radio und Print um Längen abgehängt hat (siehe z.B. ARD/ZDF-Onlinestudie 2007, die aktuelle müsste in den nächsten Wochen veröffentlicht werden).
Maßstab Professionalität: Ist es nicht so: Ein Journalist, der schlecht recherchiert und nicht objektiv berichtet, zeugt von mangelndem Handwerk und Professionalität. Ein bloggender Kaninchenzüchter verdient schon Respekt, wenn er seine „Kundschaft“ unterhaltsam und informativ bei der Stange halten kann; eine fundierte Recherche dagegen verdient genausoviel Hochachtung wie der prämierte deutsche Riese im Stall eines Alpha-Reporters.
Eine aktuelle Studie, kurz zusammengefasst im PR-Journal, belegt die mittlerweile beachtliche Bedeutung von Web 2.0-Angeboten insgesamt für die tägliche journalistische Arbeit, und zwar hauptsächlich für Recherchen, Themenfindung etc. Dass auch dort nachrecherchiert werden muss, weil die Glaubwürdigkeit der Quelle nicht als gottgegeben angesehen werden kann – ist das nicht Standard, egal, welche Quelle man über welches Medium erreicht? Ein bisschen mehr Demut tut wohl allen Seiten gut in diesem etwas würdelosen Gezänk.
Verstehen könnte ich übrigens gut, wenn viele Journalisten die populären Blogs um ihre Möglichkeiten zur Emotionalisierung, Provokation etc. beneiden, immerhin ist das sicherlich, gut gemacht, einer der reizvollsten Gründe, sich nebem dem häufig aus Agenturmeldungen gekochten Einheitsbrei durch die Blogs zu lesen. Für alle, die eine informative Mischung aus guter Schreibe und interessanten Stories mögen, deswegen etwas Off-Topic meine Urlaubs-Leseempfehlung: Helge Timmerberg („Tiger fressen keine Yogis“ oder, noch ungetestet, „In 80 Tagen um die Welt“).
Enterprise 2.0 best practise bei IBM – und noch viel in der Pipeline
2. Juli 2008 · von Jörg Hoewner · 4 Minuten Lesedauer · 2 Kommentare
Autor: Jörg Hoewner
In der letzten Zeit wurden einige sehr interessante Projekte von IBM präsentiert, die die Firma erst intern testet, bevor sie Teile davon in Produkte einfließen lässt.
Mit am meisten „Buzz“ hat Beehive erzeugt, ein Social Networking-Tool, das nicht nur mich sehr stark an Facebook erinnert und das inzwischen von 30.000 IBMern genutzt wird (im Januar waren es noch 6500). Ein Screenshot befindet sich auf der Website von Prescient. Zweck der Plattform ist es, Mitarbeiter-untereinander „Vertrauen herzustellen“, einfach indem man sich vernetzt und kennenlernt. Denn „You cannot create a culture of innovation without creating a culture of collaboration“ (Liam Cleaver, der Projektleiter von IBM). Auf Beehive können Nutzer Profile erstellen, Bilder hochladen, posten, kommentieren, Veranstaltungen organisieren oder Inhalte verschlagworten. Es bietet – wie Facebook oder Friendfeed – die Möglichkeit, die Aktivitäten von Kollegen zu verfolgen. Eine gute Idee finde ich die sogenannte „Hive five“-Liste, quasi eine Art „Elevator pitch“ für eigene Projekte:
„Users can create top-five lists, called “hive fives,” to share their thoughts on any topic they are passionate about. For example, they can add a “hive five” list that outlines their ideas about their project, and then invite their team members to “reuse” the list and voice their opinions. Hive fives cover a lot of territory, from clearly work-related subjects to the kinds of personal exchanges that might only happen among collocated team members at the water cooler. Hive fives are a light-weight way to share ideas and a great way to keep in touch with remote team members.“ (Quelle: IBM)
Beehive ist gleichzeitig ein Forschungsprojekt, dass z.B. Fragen klären soll, ob
- das System IBMern hilft, Kollegen mit gemeinsamen Interessen und relevanten Fähigkeiten zueinander zu führen
- bestimmte Features überhaupt genutzt werden
- Incentive-Systeme wie Punkte und Status-Anzeigen das Verhalten der Mitarbeiter beeinflussen (wie im Web2.0-Bereich belegt)
- es Unterschiede in der Akzeptanz gibt, abhängig von Kultur, Job-Kategorien, usw.
- die Teams, die diese Möglichkeiten nutzen, ein größeres „Soziales Kapital“ haben.
Und es gibt schon erste Ergebnisse, über die Business Week berichtet:
- Das Tool stärkt die sogenannten „weak ties“ zwischen Leuten, die sich eher flüchtig kennen, in unterschiedlichen Abteilungen arbeiten mit dem Effekt, dass der Wissensaustausch tatsächlich angekurbelt wird.
- Mitarbeiter nutzen das Tool zur Selbsdarstellung – „for self-branding. It’s a way to strut their stuff for colleagues and managers at the company—whether it’s for a promotion or funding for a pet project.“
- Mitarbeiter nutzen das Tool vor allem dann, wenn Führungskräfte es ihnen vormachen, d.h. sich selber engagieren (sag ich doch immer).
Aber IBM hat derzeit noch viele weitere Enterprise 2.0-Technologien zu bieten bzw. in der Pipeline:
- Bluegrass ist eine Virtuelle Welt (a la 2nd life) für Mitarbeiter, um über Ideen (Geschäft und Privat) zu chatten oder Anwendungen miteinander zu teilen.
- Social Discovery: Quasi eine Suchmaschine für Dokumente, Personen und User generated content.
- Eng verwandt damit ist Chat Search (wie der Name schon sagt, eine IM-Suchmaschine).
- Cattail: Eine browser-basierte, firmeninterne Filesharing-Plattform.
Wir dürfen gespannt sein.
„Best Off“: Ideenfindung mal anders
30. Juni 2008 · von Carina Waldhoff · 2 Minuten Lesedauer · Keine Kommentare
Zugfahren ist geschenkte Lebenszeit. In den vier Stunden IC zwischen Hamburg und Düsseldorf kann man sich wunderbar die Zeit versüßen, zum Beispiel mit so schönen Werken wie „Best Off – Kreative Einblicke in die Welt der Ideenfindung“ von Timo Off; einem (Nicht-)Ratgeber für Menschen, die die wissenschaftlichen Thesen und gängigen Tools und Methoden zum Thema Kreativität bereits kennen.
„Best Off“ macht besoffen und schert sich einen Dreck um Konventionen (das ist jetzt nicht mein neuer persönlicher Schreibstil, sondern eine vorübergehende Anpassung ans Off’sche Idiom, das schnoddrig-persönlich daher kommt und immer wieder Gefühlsausbrüche wie „die ganze Chose ist so verdammt schnell vorbei“ niederlegt.) Sei’s Stilmittel oder nicht, es bestärkt den rasanten Eindruck des schmalen Bands: Hier lässt ein Kreativer einen Einblick zu in eine (manchmal sehr) persönliche Gedankenwelt, spricht von Zerstörung, Rotwein, Balzac und Baudelaire, macht die Fantastischen Vier zu Eselsbrücken seiner Überlegungen und zitiert lieber mal Nietzsche und Schiller als angesagte Kreativitätspäpste. Keine Meta-Theorie also, sondern ein sehr sinnliches Leseerlebnis quasi aus dem „Auge des Orkans“ heraus. Kreativität wird hier vom Thema zum Mittel, ob mit Trauerreden auf Ideen, metaphorisch angelegte Geschichtchen („Der Morgen danach“) oder eben doch mit der spielerisch-verspielten Auseinandersetzung mit Kreativitätstechniken. Die grafische Umsetzung transportiert und verstärkt den Eindruck eines rasanten, wirren, umzingelnden Denkens. Dieses Buch wirkt durch Ansteckung, nicht durch bewussten „A-ha-Effekt“ – und weil’s so schön undogmatisch auftritt, hat es bei mir auch so einen guten Eindruck hinterlassen. Öfter mal so ein eine Lektüre im Zug (auch so ein Off’sches Rezept), dann klappt’s auch mit der Kreativität …