Zum Abschied: Baudrillard
7. März 2007 · von Jörg Hoewner · 2 Minuten Lesedauer · Keine Kommentare
Autor: Jörg Hoewner Jean Baudrillard war einer der Denker, die bei mir leider nicht so viele Spuren hinterlassen haben. Vielleicht war und bin ich ja nur zu doof für diese „verquaste“ Sprache – oder waren es nur die Übersetzungen? Oder etwa die Tatsache, dass ich bei der Lektüre irgendwann nur noch die Wahl hatte, entweder von der Brücke zu springen oder die Baudrillard-Lektüre aufzugeben, weil ich seine Analysen wirklich als sehr deprimierend empfand (Umkehrschluss: Einiges muss fand ich also plausibel). Trotzdem: Er wird eine Lücke hinterlassen. Philosophen/ Soziologen, die über unsere Medienwelt und den damit einhergehenden Wahrnehmungsfolgen derart zitierfähige und originelle Gedanken äußern, gibt es leider nicht sehr viele. Daher zum Abschluss ein schönes Zitat zur Medienwelt von gestern:
„Die Rede ohne Antwort Die Massenmedien sind dadurch charakterisiert, daß sie anti-mediatorisch sind, intransitiv, dadurch, daß sie Nicht-Kommunikation fabrizieren – vorausgesetzt, man findet sich bereit, Kommunikation als Austausch zu definieren, als reziproken Raum von Rede und Anwort, als Raum also einer Verantwortung, – und zwar nicht im Sinne psychologischer und moralischer Verantwortung, sondern als eine vom einen zum anderen im Austausch sich herstellende persönliche Korrelation. Anders gesagt: vorausgesett, man definiert Kommunikation anders denn als bloße(n) Sendung/Empfang einer Information… (…) Die gesamte gegenwärtige Architektur der Medien gründet sich jedoch auf diese letztere Definition: die Medien sind dasjenige, welche die Antwort für immer untersagt…“ (Aus: „Kool Killer oder der Aufstand der Zeichen“. S.91. Merve-Verlag, 1978)
Neue Zeiten?
Innovationsansätze im Überblick: Stephan Platt im marketing-journal
4. März 2007 · von Jörg Hoewner · 2 Minuten Lesedauer · Keine Kommentare
Autor: Jörg Hoewner
Im aktuellen marketing-journal (Ausgabe 1-2/2007, S.38-41), ein W&V-Schwestermagazin, hat Stephan Platt einen interessanten, vier-seitigen Artikel über neue Ansätze im Innovationsmanagement geschrieben: „Neue Strategien zum Aufbau nachhaltiger Unternehmensperspektiven“. Der Beitrag gibt einen kurzen Überblick über:
- User Centered Design: Eine Innovationstrategie, „bei der es darum geht, gemeinsam mit dem Kunden Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln“
- Lead User Integration: Beim Lead User-Ansatz wird davon ausgegangen, dass es „Pionierkunden gibt, die Probleme haben, die sie mit Standardprodukten nicht lösen können.“ Diese Lead User sollen von Unternehmen in Innovationsprozesse eingebunden werden.
- Open Innovation: Gemeint ist die Öffnung des Innovationsprozesses, um sie auf möglich breite Schultern zu stellen, d.h. über die Einbindung von Partnern, Lieferanten, Kunden und sogar Wettbewerber.
Den Beitrag gibt es übrigens auch als PDF.
Passend zum Thema (Gefunden bei „The Future of communities“) : Der amerikanische Food-Gigant General Mills hat ein Programm veröffentlicht, über den Partner aufgefordert werden, ihre Ideen onlinebasiert zu posten. Die nennen das ebenfalls OpenInnovation. Die Umsetzung finde ich jedenfalls enttäuschend und intransparent – würden Sie Ihre genialen Ideen über Onlineformularen einem Konzern anvertrauen, ohne vermittelt zu bekommen, was danach passiert und was Sie als Benefit daraus ziehen können?
Verwandte Beiträge dazu:
>>Buchtipp: “Outside Innovation” von Patricia B. Seybold
>>Kostenloses E-book: “Democratizing Innovation” von Eric von Hippel
>>Ebook über Mass customization und Open innovation
Hoffnungsvoll: Blog- und Wettbewerbermonitoring mit Competitious
23. Februar 2007 · von Jörg Hoewner · 2 Minuten Lesedauer · Keine Kommentare
Autor: Jörg Hoewner
Dieses Tool habe ich bei Jeff Nolan gefunden. Ein hoffnungsvoller Kandidat für ein gut zu bedienendes, pragmatisches Blogmonitoring, ist der Service von Competitious. Momentan ist dieser Service kostenlos und soll demnächst um kostenpflichtige Services erweitert werden. Der Service bietet:
- Eine Projektübersicht
- Es lassen sich mehrere Projekte mit jeweils mehreren zu beobachtenden Wettbewerbern einrichten
- Jedem Wettbewerber wird ein (!: ein Schwachpunkt) Feed (z.B. der Website eines Unternehemens) zugeordnet, die News wird automatisch angezeigt
- Über ein einfach zu bedienendes Tool lassen sich einzelne Newsbeiträge abspeichern und anhand von selbst zu definierenden Merkmalen kategorisieren, was in einer sogenannten „Comparison Matrix“ übersichtlich angezeigt wird.
- Alle Infos aus dem Tool lassen sich wiederum per RSS abonnieren
Im derzeitigen Stand ist das Tool nur für sehr überschaubare Aufgaben geeignet, sobald die Beschränkung von einem Feed / Wettbewerber aufgehoben ist, wird das Tool insbesondere für kleinere Agenturen oder für kleinere Mittelständler interessant.
Bei der Bewertung von News muss noch viel Handarbeit hineingesteckt werden, was aber nicht unbedingt ein Schwachpunkt sein muss (Stichwort: Qualität).
Hier findet sich ein Screenshot, den Jeff Nolan hochgeladen hat.
Insgesamt macht das Tool einen vielversprechenden, gut zu bedienenden Eindruck und besticht durch die Idee.
Weiterentwicklungen werden im Blog des Start-ups angekündigt.
„Sensemaking“ pragmatisch: Sales und Pre-Sales-Mitarbeiter über Social Software vernetzen
20. Februar 2007 · von Jörg Hoewner · 1 Minute Lesedauer · Keine Kommentare
Autor: Jörg Hoewner
In einem Whitepaper (PDF, 5 Seiten) der australischen Change-Beratung „Anecdote“ wird beschrieben, wie über eine einfach aufzusetzende Blog/RSS-Kombination der Informationsaustausch zwischen Vertriebsmitarbeitern und denen im – ich sage mal – organisatorischen Backend verbessert und stimuliert werden kann.
Interessant ist der beschriebene Prozess:
- Blogs als Plattform werden im „Backend“ aufgesetzt, z.B. von den Produktmanagern oder einer Entwicklungsabteilung
- Der Vertrieb abonniert sich Feeds
- Feedback kommt über die Kommentarfunktion.
Wenn ich überhaupt so asymmetrisch an so eine Lösung herangegangen wäre, dann hätte ich die Richtung genau umgedreht, denn die, die den meisten Input liefern, sollte der Mann oder die Frau „an der Front“ sein: Hier bei den Salesleuten entsteht das relevante Kundenwissen, werden Trends frühzeitig erkannt und Schwächen treten zu Tage.
Strategic sensemaking und Enterprise 2.0
12. Februar 2007 · von Jörg Hoewner · 3 Minuten Lesedauer · Keine Kommentare
Autor: Jörg Hoewner
Jim McGee geht in „Strategic sensemaking and Enterprise 2.0 technologies“ davon aus, dass „Strategic sensemaking“ einer der treibenden Kräfte bei der Adoption von Enterprise2.0-Anwendungen in Unternehmen sein wird.
Was ist das überhaupt?
Unter „Sensemaking“ versteht man in diesem Zusammenhang die Konstruktion von Sinn in einem Meer aus Daten. Oder anders gesagt: „Sensemaking“ ist die strukturierte Verarbeitung von Daten zu Informationen und darüber hinaus die Bewertung dieser Informationen in Bezug auf den Einfluss von Umwelt- und organisationsinternen Faktoren auf die Organisation selbst.
Je chaotischer, widersprüchlicher, vielfältiger diese Informationen werden, desto wichtiger wird also das „Sensemaking“.
Hier kann nach McGee Social Software helfen, diese Verarbeitungprozesse skalierbar zu organisieren:
„One of the attractions in Enterprise 2.0 technologies is that they make these strategies more feasible and scalable. Blogs, wikis, tagging, etc. allow participation to scale beyond what face-to-face methods can support. They make it possible to generate and organize more extensive raw materials and inputs to planning/sensemaking processes. Wikis with good version tracking and refactoring capabilities make it both safer and easier to generate and work through alternative representations/sensemakings.“
In diesem Zusammenhang möchte ich noch mal auf den OODA-Loop hinweisen (siehe Beitrag „Corporate blogging als strategisches Werkzeug: Der OODA-Loop“). In der darin modellierten „Orient“-Phase findet genau das statt, was McGee unter „Sensemaking“ versteht.
Ein Anwendungsfall?
Man stelle sich ein mittelständisches Unternehmen vor, welches die Ergebnisse von Umweltbeobachtungen, der Innovations- und Trendbeobachtung abteilungsübergreifend (und pragmatisch) über Social Software erfasst und strukturiert. Z.B. ein Wiki für das Erfassen und strukturieren, Social Bookmarks für das Dokumentieren und Blogs für die organisationsinterne Vermittlung.
Bei der Implementierung eines solchen Systems ist die IT-Komponente nur ein Erfolgsfaktor. Wichtiger ist die Kommunikationskultur, ist das Commitment der Führungskräfte, das Engagement von internen Multiplikatoren, sind die Prozesse und die kommunikative Vermittlung, mit anderen Worten ein Change-Prozess.
Gibt es Beispiele aus dem Mittelstand? Oder nur aus grösseren Unternehmen?
