K12

Wissensvermittlung muss nicht langweilig sein: Hörspiel statt Expertentalk

9. August 2022 · von Verena Waldbröl · Keine Kommentare

Informationssicherheit klingt nach komplizierter Technik, öden Schulungen und dick bebrillten Nerds? Nicht an der Universität Mannheim! Hier hat das Team den Sprung ins kalte Wasser gewagt und mit unserer Hilfe ein Cybercrime-Hörspiel aufgenommen. Aber von vorn:

Sichere Passwörter, Phishing-Mails, Trojaner – das alles sind Themen, die das Team der Informationssicherheit täglich umtreiben. Ihre Aufgabe: Die Universität Mannheim zu einem sicheren Ort zu machen, zumindest rein technisch. Dabei sind sie auf die Hilfe der Mitarbeitenden und Studierenden angewiesen, denn jedes System ist immer nur so sicher wie seine Anwender:innen.

Doch wie sensibilisiert man Menschen für ein Thema, das zwar alle betrifft, für die meisten jedoch nicht intuitiv verständlich und wenig attraktiv ist? Das abschreckt, weil es zu komplex und technisch klingt? Von dem die meisten denken, Halbwissen und „es wird schon nichts passieren“ schützten vor Angriffen durch Betrüger:innen?

Geschichten machen Komplexes leicht verständlich

Ein Benchmarking zeigte: Die meisten anderen Absender:innen versuchen es mit Podcast-Interviewformaten, die teils emotionslos und langatmig Wissen vermitteln. „Um ein komplexes Thema leicht verständlich zu machen und die Barriere für Hörende abzubauen, braucht man mehr: Unterhaltungswert und anschauliche Kommunikation. So finden auch Laien das Thema attraktiv und vor allem bleibt das neu erworbene Wissen länger im Gedächtnis“, weiß Fridolin Menzel, Berater Podcast & Digital bei K12.

Fridolin Menzel: Was können Hörspiel-Podcast, was andere Formate nicht können?
Fridolin Menzel: Welche Chancen stecken in einem Hörspiel-Podcast?

Das Team der Uni Mannheim entschied sich deshalb für einen anderen Ansatz: für ein Hörspiel, das auf dem Gelände der Uni Mannheim spielt. Marcel Hörner aus dem Team Informationssicherheit: „Wir wollten einfach mal mutig ein anderes Format wagen und etwas Neues ausprobieren!“

Marcel Hörner hat den passenden Teams-Hintergrund gewählt und wirbt für den Podcast.

Im Hörspiel-Podcast begleiten die Hörenden Tom und Leonie, zwei Mitarbeitende der Uni Mannheim, die einen spannenden Fall von Cyberkriminalität lösen. Die Herausforderungen, vor denen sie immer wieder stehen, sind echt: Identitätsdiebstahl, Phishing-Mails, Datendiebstahl zum Beispiel. So lernen die Hörer:innen ganz nebenbei aus der Geschichte, wie sie sich im Internet sicher bewegen.

Fridolin Menzel: Warum das Format für die Universität Mannheim genau richtig war.

Umsetzung in enger Zusammenarbeit mit der Uni Mannheim

Umgesetzt haben wir das größtenteils remote. Das Team Informationssicherheit der Uni Mannheim lieferte mögliche Bedrohungen und realistische Orte, die K12-Redaktion entwarf für jede Folge ein Skript inklusive Cliffhanger. In fünf Folgen baut sich die Geschichte bis zum großen Showdown auf – in Folge sechs kommt mit Frederik Krist der Informationssicherheitsbeauftragte der Universität Mannheim zu Wort. Er arbeitet auf: Welche Fehltritte könnten auch im echten Leben geschehen, welche sind für das Hörspiel etwas übertrieben?

Sprecherinnen und Sprecher waren größtenteils Kolleg:innen von K12, einige davon mit professioneller Ausbildung, andere Laien. Aber auch Mitarbeitende der Universität Mannheim kamen zu Wort: in ihrer echten Funktion als IT-Profis, die Studierenden und Beschäftigten mir Rat und Tat zur Seite stehen.

„Vielen Leuten ist gar nicht bewusst, was es den Sprecherinnen und Sprechern abverlangt, einen geschriebenen Text mit Leben zu füllen. Die Betonung eines einzelnen Worts kann hier entscheidend sein. Obwohl der Großteil des Teams zum ersten Mal vor dem Mikrofon war, hat das bei Escape richtig gut geklappt: Wir haben die Folgen an einem Tag im Studio durchproduziert“, so Markus Girrulat, Motion Designer bei K12.

Fridolin Menzel: Wie hat die Zusammenarbeit remote geklappt?

Die Hörerinnen und Hörer fühlen sich abgeholt

Das Ergebnis: Die Universität Mannheim hat nun einen Podcast, der bei allen Zielgruppen richtig gut ankommt. Mit aktuell rund 1.000 Streams über Podigee, Spotify und die eigene Website – Tendenz steigend – erreichte das Hörspiel inzwischen schon mehr Menschen als alle bisherigen Maßnahmen des Teams Informationssicherheit. „Wir bekommen außergewöhnlich viel positives Feedback“, freut sich Marcel Hörner. „Die Menschen fühlen sich abgeholt, finden die Geschichte cool und werden dadurch auf uns aufmerksam.“ Auch von anderen Hochschulen und Universitäten, vor allem von Fachkräften, gibt’s Lob, die Universität Mannheim ist Gesprächsthema. Jetzt wollen Marcel Hörner und seine Kolleg:innen die Werbetrommel noch mehr rühren, denn die nächste Bedrohung kommt bestimmt.

Jetzt Podcast „Escape“ anhören.


Hörspiel-Podcasts professionell umsetzen

Ein Kommentar zum Projekt von Markus Girrulat

Man hat nur eine Chance für einen ersten Eindruck beim Hörenden – und die sollte man, inhaltlich und auditiv, bestmöglich nach verfügbarem Budget nutzen sowie qualitativ hochwertig umsetzen. Smartphones werden zwar immer besser in Sachen Tonqualität, aber Hörer:innen sind von den zahlreichen hochwertig produzierten Inhalten verwöhnt. Ein Tonstudio und mindestens Podcastqualität in Sachen Mikro und Bearbeitung sollte es bei szenischen Formaten schon sein.

Auch die Postproduktion sollte nicht zu kurz kommen. Viele Elemente, die später die Hörer:innen „in die Geschichte ziehen“, müssen sorgfältig ausgesucht und gut gemischt integriert werden. Ein Smartphone besitzt hier oft nicht genügend Durchsetzungskraft, es sei denn, man inszeniert eine Telefonberatung durch die IT, wie bei unserem Beispiel.

Ein weiterer Vorteil bei guter Produktion: Die meisten Podcasts werden mobil gehört. Das bedeutet, dass die Hörenden oft in lauten Umgebungen unterwegs sind, wenn sie die Inhalte konsumieren (Bahn, Auto, Straße). Wenn die Inhalte nicht in guter Qualität aufgenommen werden, leidet die Sprachqualität. Und oft muss man bei einfachen unbearbeiteten Smartphone-Aufnahmen dann so laut drehen, dass es schon ein wenig weh tut in den Ohren. Eine gute Produktion kann das von vorneherein vermeiden. Auch hier eine Faustregel: Zwei Tage Schnitt für komprimierte fünf Minuten Hörspiel bieten oft schon genügend Zeit für die Details in der Audiomischung.

Autor: Verena Waldbröl

Verena Waldbröl ist Redakteurin bei K12 – Agentur für Kommunikation und Innovation in Düsseldorf. Ob Interne oder Externe Kommunikation, Change Kommunikation oder Social Media – schöne Worte findet sie für alles. Am liebsten aber weckt sie bei den KollegInnen die Lust am kreativen Schreiben.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


zehn − 5 =