In den beiden vorherigen Folgen haben wir innovative Beispiele für digitales, interaktives Storytelling vorgestellt. Viele Beispiele sind relativ aufwendig in der Umsetzung gewesen. Trotzdem ist es auch mit weniger Aufwand möglich, Anwendungen zu konzipieren und umzusetzen, die den Beispielen zumindest nahe kommen.
In diesem Beitrag liste ich einige Werkzeuge auf, mit denen man entsprechende Anwendungen bzw. einzelne Elemente realisieren kann. Die meisten vorgestellten Tools sind kostenlos, setzen aber eine gewisse Einarbeitungszeit voraus:
Quantitative Daten visualisieren
Diagramme gehören zu den am häufigsten verwendeten Visualisierungsarten, bei denen in der Regel quantitative Daten visualisiert werden. Natürlich können diese online als normale Webgrafiken im PNG oder JPG-Format eingebunden werden. Daneben gibt es elegantere Tools, mit denen man Grafiken erstellen und dabei auch dynamisch aktualisieren kann. Außerdem bieten diese Dienste auch den einen oder anderen Diagrammtyp, den man sonst nicht so leicht erstellen kann. Empfehlungen: Online Charts Builder Hohli und Datawrapper.
In eine ähnliche Richtung (Diagrammformat für große Datenmengen), allerdings spezialisiert auf eine Visualisierungsform, geht Tree Map.
Eine Spielart von Diagrammen sind Datenvisualisierungen von großen Datenmengen, die mit geographischen Informationen verknüpft sind. Hierzu bieten sich mehrere Tools an: Gapminder, StatSilk, Gunn Map 2 und last but not least das sehr leistungsfähige CartoDB.
Schon etwas älter ist das Projekt Fusion Tables von Google: „Fusion Tables is an experimental data visualization web application to gather, visualize, and share larger data tables.“ Neben einer Reihe von Darstellungsbeispielen finden sich auf der Website von Fusion Tables auch Anleitungen, die den Umgang damit erläutern. Anwendungsbeispiele im journalistischen Bereich finden sich auf Journalism.co.uk: „Five great examples of data journalism using Google Fusion Tables“.
Ein Spezialfall ist Tilemill (Mapbox), mit dem sich interaktive Landkartendarstellungen realisieren lassen.
Daten strukturieren
Data Mining für jedermann verspricht ScraperWiki, mit dem sich unstrukturierten Daten strukturieren (z.B. aus Webcontent) oder Daten aus Excel-Tabellen analysieren lassen. Ursprünglich ist das Tool für Datenjournalisten gedacht, öffnet sich aber jetzt breiteren Nutzergruppen. In eine ähnliche, aber eher visuelle Richtung, geht ein Projekt von Associated Press: „Overview“.
Wenn wir bei großen Datenmengen und Visualisierungsformen sind, dann existieren mit Netzwerk-„Graphen“ Visualisierungsformen aus der Sozialen Netzwerkanalyse (hat nicht sooo viel mit Facebook zu tun). Kostenpflichtig ist das Werkzeug Touchgraph Navigator. Speziell für Journalisten, die sich mit Beziehungsstrukturen von Personen, Organisationen und Unternehmen beschäftigen, ist VIS – Visual Investigative Scenarios gedacht.
Zeitleisten und Timelines erstellen
Schöne Timelines bzw. Zeitleisten kreiert man mit Dipity, Timetoast, Tki-toki oder Timeglider. Ob Unternehmenshistorie, historische Ereignisse oder seinen Lebenslauf. Dass diese über die üblichen Zeitleisten bei Unternehmensdarstellungen oder dem Geschichtsunterricht hinausgehen können, zeigen die Beispiele, die Mindy McAdams zusammengetragen hat.
Interaktive Infografiken
Plattformen zum Erstellen und Verbreiten dieser wunderschönen, ewig langen Infografiken (auch interaktiver) bieten Visual.ly, Easel.ly und Infogr.am an. Mehrwert bei infogr.am ist die Möglichkeit, Diagramm-Animationen zu erstellen und als Video zu exportieren. Visual.ly ist derweil weiter verbreitet.
Visualisierungsplattformen
Die folgenden Tools bieten unterschiedlichste Funktionen, die alle mit Bild, Video, Ton und Verlinkung dieser Formate zu tun haben. Die Features überschneiden sich zum Teil, daher sollte man sich vorher genau anschauen, was benötigt wird. Die vorgestellten Plattformen wurden alle schon in der einen / anderen Form journalistisch eingesetzt:
- cowbird.com
- www.thinglink.com (Inspiration:www.mediabistro.com/10000words/5-ideas-for-thinglinkd-journalism_b15554)
- soundslides.com
- voicethread.com/#q.b4973.i38883
- zeega.com (Inspiration: http://ijnet.org/blog/how-journalists-can-use-interactive-storytelling-tool-zeega)
- www.meograph.com/search#
- „Pop-corn-maker“, ein Projekt von Mozilla.
- KettleCorn (Inspiration:www.innovation-series.com/2013/10/25/kettlecorn-a-journalists-tool-for-enhancing-interactive-audio-and-video-stories/)
- Auf´s Bilder verlinken und verschlagworten spezialisieren sich Taggstar und Thinglink.
Keine Lust dazu am Laptop oder Desktop zu sitzen? Neu, frisch und schön kommt Storehourse daher, das für den Einsatz auf dem iPad gedacht ist.
Andere Quellen einbinden
Häufig finden sich wertvolle Informationen in Newsbeiträgen von anderen Quellen, wie Social Media posts wie Blogposts, Tweets und anderem. Diese können wunderbar in Dossiers verpackt und in die eigene Website eingebaut werden. Die besten Plattformen bzw. Tools zum Kuratieren sind Scoop.it und Storify. Zur Inspiration ein schönes Beispiel von Journalism.co.uk „Working for free – a Storify of the BBC’s #CoPWorkshop“. Die Custom Timelines von Twitter bieten vergleichbare Möglichkeiten, allerdings können hierüber (noch) nicht so vielfältige Quellen wie bei Storify eingebunden werden. Dass das Kuratieren von Inhalten Mehrwert generieren sollte, darüber hinaus aber auch ethische Fragen aufwirft, spricht Mindy McAdams im Beitrag „Aggregation and curation on Journalism“ an.
Und noch zwei Spezialwerkzeuge: ScribbleLive unterstützt Journalisten bei der Live-Berichterstattung. Crowdmapping und Crowdsourcing lässt sich mit dem OpenSource-Tool Ushahidi realisieren.
So lustig und vielfältig diese ganzen Tools sind: Deren Geschäftsmodell steht mehr oder weniger auf tönernen Füßen. Kaum ein Dienst verdient Geld. Am „sichersten“ mögen da noch community-getriebene OpenSource-Modelle wie Ushahidi oder Werkzeuge mit potenter Rückenstärkung (IBM, Google und AP) sein. Wer richtig auf Nummer sicher gehen will, sollte sich mit den Tiefen von HTML5, CSS und Co. auskennen, um von Drittanbieter-Tools unabhängig zu sein. Ein schöner Einstieg über anschauliche Beispiele und deren technische Hintergründe kommt wieder von McAdams: „10 examples of bespoke article design and scrolling goodness“.
Beiträge in dieser Reihe:
Neue Ansätze im (interaktiven) Storytelling (Teil 1): Ein Überblick über Akteure und Trends
Neue Ansätze im (interaktiven) Storytelling (Teil 2): (herausragende) Beispiele
Neue Ansätze im (interaktiven) Storytelling (Teil 3): Beispiele unter Einbindung von Social Media
Neue Ansätze im (interaktiven) Storytelling (Teil 4): 33 Tools für Storyteller
Neue Ansätze im (interaktiven) Storytelling (Teil 5): Literaturtipps
Neue Ansätze im (interaktiven) Storytelling (Teil 6): Implikationen für die Kommunikationsarbeit
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Tolle Serie!
Ergänzend hier 3 Links zu Werkzeugen für interaktive Filme:
http://zeega.com
https://popcorn.webmaker.org
http://www.klynt.net
Hallo Daniel, danke! Auch für die Links. 😉
Ich überlege gerade, die Liste laufend zu aktualisieren und ggfs. als Page zu hinterlegen.
J.
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[…] Neue Ansätze im (interaktiven) Storytelling (Teil 4): 33 Tools für Storyteller […]
[…] für unsere Verhältnisse – einem großen Interesse erfreuen: Dem Beitrag er Vergangenheit 33 Tools für Storyteller, der Teil einer Blogbeitragsreihe ist / war und dem schon etwas betagten Beitrag 18 beste Tools […]