Was machen eigentlich die Besucher:innen auf meiner Webseite? Diese Frage sollten sich grundsätzlich alle stellen, die für eine Seite im Internet verantwortlich sind. Denn die Webseiten-Analyse, die auf Tracking-Tools basiert, gehört zur Pflichtaufgabe. Nur so lässt sich überhaupt feststellen, ob die Website den geplanten strategischen Zweck erfüllt. Zum Jahresende sollten sich die Verantwortlichen überlegen, wie es weitergeht, denn rund um Web Analytics und Tracking wird sich im kommenden Jahr 2023 einiges ändern.
Bisher ließen sich mit Google Universal Analytics bzw. Google Analytics 360 ziemlich gute Ergebnisse erzielen und Ansatzpunkte bestimmen. Jedoch bestehen bei der großen Datenkrake aus dem Silicon Valley größere Bedenken bezüglich des Datenschutzes – oh Wunder. Ab dem 1. Juli 2023 bzw. 2024 können die Tools keine Daten mehr erfassen und auswerten. Trotzdem wird die Google weiterhin präsent sein und mit der neuen Analytics-Version 4 versuchen, die Stellung am Markt (aktueller Marktanteil von über 70 %) zu halten. Website-Betreiber:innen könnten dies zum Anlass nehmen, sich die Frage zu stellen, ob das eigene Besucher:innen-Tracking wirklich mit der neue Analytics-Version aus dem Silicon Valley erfolgen soll. Oder ob nicht ein anderer Anbieter wie Matomo besser passen könnte.
Wann kann Universal Analytics nicht mehr verwendet werden?
Ab dem 1. Juli 2023 können keine Daten mehr aus den Universal Analytics-Properties erfasst und ausgewertet werden. Es besteht dann noch sechs Monate lang Zugriff auf die Daten.
Wann wird Google Analytics 360 eingestellt?
Für Analytics 360 war die Frist ursprünglich für den 1. Oktober 2023 angesetzt. Nun können ab dem 1. Juli 2024 keine Daten mehr mit den Analytics 360 Properties erfasst werden.
Was ist neu bei Google Analytics 4?
Die neuste Version ist stark auf den Datenschutz ausgerichtet, in der Standardeinstellung werden unter anderem die IP-Adressen der Besucher:innen anonymisiert. Doch das ist bei weitem nicht die einzige Neuerung. Generell läuft im Hintergrund eine gänzlich andere Technik, fassen wir die spannendsten 5 Punkte zusammen:
1) Enge Integration in Google Ads
Es können Daten direkt aus GA4 verwendet werden, um benutzerdefinierte Zielgruppen zu erstellen, die dann wiederum im Kampagnen-Manger für klassische Anzeigen innerhalb der Suche (SEA) genutzt werden können. Eine weitere – sogar lang erwartete – Neuerung ist die Möglichkeit, Conversions von YouTube aus zu tracken.
2) Holistische Customer Journey Modellierung – ohne (Geräte-)Grenzen
Die Kunden:innenreise (Customer Journey) steht im Fokus des neuen Analytics 4. So kann über eigens konfigurierte Events von der Lead-Generierung bis hin zur Kunden:innenbindung das Verhalten der Nutzer:innen nachverfolgt werden. Das Schöne daran: Kund:innen können über App und Web mithilfe von der User-ID getrackt werden.
3) Machine Learning: Künstliche Intelligenz
Web-Tracking-Tools hatten bisher immer das Problem mit der Vollständigkeit der Daten. Falls Nutzer:innen die Tracking-Tools blockieren, fehlen am Ende für die Web-Analyse Daten. Hier weiß sich das neue GA4 zu helfen: Algorithmen prognostiziert das Nutzer:innenverhalten, so greift eine Künstliche Intelligenz ein und modelliert die fehlenden Daten. Da die Verfahrensweisen auf Machine Learning basieren und dadurch mit der Zeit immer besser werden, wird sich erst in der Zukunft zeigen, wie genau diese Prognosen sind.
4) Must-do: Dashboard-Erstellung
Anstatt vordefinierte Ereignisse und Attribute automatisch Berichten zuzuordnen, ist GA4 darauf angewiesen, dass Dashboards konfiguriert werden. Die Daten werden so gespeichert, dass die Visualisierungen leistungsfähiger wird. Es besteht das Potenzial, viele echte und interessantere Data Stories zu erzählen, jedoch ist dafür bei der Einrichtung ein Mehraufwand notwendig, wenn das neue Property konfiguriert wird.
5) Zukunftssicherheit durch Datenkontrolle bzw. Datenschutz
Google Analytics 4 bietet eine neue Art der Datenkontrolle, um so den Datenschutz zu gewährleisten. So bestehen die drei Möglichkeiten:
- Eigene Kontrolle darüber, wie Daten gesammelt, aufbewahrt und weitergeben werden.
- Möglichkeit zu wählen, ob die gesammelten Daten für die Personalisierung von Anzeigen (Werbung) verwendet werden.
- Es können auch Analytics-Daten (per Anfrage) gelöscht werden
Google Analytics 4 soll eine Zukunft ohne Cookies und Identifier ermöglichen. Demnach ist das neue Google Analytics für die Webanalyse sowohl DSGVO und CCPA (California Consumer Privacy Act) sicher.
Neue Google Analytics Version: Neue Konfiguration
Die „Events“ als neue Währung und eine andere technische Funktionsweise im Hintergrund. Auf die Webmaster kommt Arbeit zu, denn der Umzug zum neuen Google Analytics kann es in sich haben: Die technischen Neuerungen lassen einen einfachen Export und Import der Daten in das Google Analytics 4 Property nicht zu. Für wen Copy and Paste die einzige Lösung ist, der sollte die Alternative Matomo nutzen.
Auch wenn diese verschiedenen Neuerungen überaus interessant sind, so mag es sicherlich Anwender:innen geben, die der Datenkrake nach wie vor nicht über den Weg trauen. Schauen wir also auf eine Alternative.
Was ist Matomo?
Matomo, das früher Piwik hieß, ist eine Web Analytic Suite (Webanalyse-Plattform). Das Tool ließe sich auch als Open Source Google Analytics mit eigenem Tag Manager beschreiben. Zuerst vorgestellt wurde die Webanalyse-Lösung bereits 2007.
Die grundlegenden Funktionen von Matomo im Überblick:
- Dateneinblicke in Echtzeit
- Heatmaps
- Sitzungsaufzeichnung
- Funnel-Analyen
- Formular-Analysen
- Conversion Tracking
- GDPR- und ePrivacy-Konformität
Matomo vs. Google Analytics: Was sind die Unterscheide?
Einer der größten Unterschiede liegt bereits bei der ursprünglichsten Funktion: dem Hosting. Matomo lässt sich sowohl als Cloud- als auch On-Premise-Lösungen (Self-Hosting) einsetzen. Somit verwundert es nicht, dass bereits jetzt viele Datenschutzaktivist:innen, NGOs, EU-Institutionen, sowie Behörden auf die Open Source Lösung vertrauen. Selbst wenn es nicht der eigene Server werden sollte, so bleiben alle Daten in der EU und werden immer anonymisiert. Es ist im Nachhinein keine eindeutige Zuordnung der Nutzer:inen mehr möglich. Demnach ist es auch leicht nachvollziehbar, dass Matomo den Besitz der eignen Daten garantiert.
Keine Datenmodellierung für die Website Analyse
Durch die anderen Tracking-Methoden, die Matomo nutzt, besteht eine hohe Datenqualität. Die abgerufenen Informationen innerhalb der Reports sind zu 100 Prozent genau. Es werden keine Daten modelliert.
Das Tool trackt ohne weitere Konfiguration mehrere Ereignisse (bspw. Downloads oder Interaktion mit den Inhalten) und kann innerhalb von Heatmaps Nutzungsverhalten visualisieren.
Funktionserweiterung durch Plugins
Plugins ermöglichen einen nahezu endlosen Einsatz. Auch wenn es „nur“ knapp über 40 Plugins gibt, besteht die Möglichkeit für Entwickler:innen, selbst das benötigte Plugin zu coden. Somit ist der Funktionsumfang von Matomo nahezu endlos – in der Theorie zumindest.
Warum Matomo nutzen?
Das Hauptargument ist der Datenschutz, denn die gewonnenen Daten bleiben in der EU (Matomo Cloud) oder können selbst gehostet werden. Gerade die Möglichkeit zum Hosting auf dem eigenen Server kann für bestimmte Anwender:innen besonders reizvoll sein. Besteht ein Mindestmaß an Vertrauen gegenüber Google und der Wille, sich in die neue Analytics Version einzuarbeiten, dann kann zu Google Analytics 4 gewechselt werden.
Allerdings bietet das Analytics Tool Matomo einen Use Case, bei dem auch GA4 den Kürzeren zieht: Matomo lässt sich auch für Intranet-Lösungen verwenden. So können digitale Maßnahmen der internen Kommunikation gemessen und fortlaufend optimiert werden.