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Social Media Measurement in der Diskussion: Ein Sortierversuch

11. August 2007 · von Jörg Hoewner · 4 Minute Lesedauer · Keine Kommentare

Autor: Jörg Hoewner Wie ich vor einigen Wochen berichtet habe (Beitrag „Social Media Index-Diskussion plus ein Beitrag dazu„), gibt es zur Zeit eine Diskussion um die Richtung „richtigen“ Social Media Measurements: In einigen Edelman-Blogs wurde die Idee eines Social Media Index gehegt, der – sieht man sich die derzeit 99 Kommentare an – heftig diskutiert wird. Die Grundidee des Social Media Index ist es, aus der Gewichtung einer Reihe von Social Media-Kennziffern die Relevanz und den Einfluss von einzelnen Blogs zu ermitteln. Ausgangspunkt der Überlegungen: Link Popularity (wie z.B. von Technorati ermittelt) allein hat immer weniger Aussagekraft über den Einfluss von einzelnen Plattformen, von einzelnen Akteuren, da Engagement von Personen über andere Plattformen wie z.B. Twitter nicht erfasst würde (zusammenfassende Argumentation von Steve Rubel). Dabei gibt es eine Reihe von Diskussionspunkten zu dem Konzept, die sich z.T. in den Blogkommentaren selbst als auch in anderen Blogs äussern:

  • Quantitative Metriken sagen nichts über den Einfluss („Influence“) aus. Denn, wie Jeff Jarvis ausführt, „it’s not how many people you interact with. It’s who you interact with.“ und welchen Effekt man erzielt. Aber auch Jeff Jarvis hat, wie er selber schreibt, keine Ahnung, wie man das messen soll.
  • Hier setzen auch andere Kritiker an: Man solle Reichweite („Reach“) nicht mit Einfluss verwechseln. Oder Popularität („Popularity“) nicht mit Einfluss. Flemming Madsen von Onalytica macht das am Beispiel von PR-Blogs deutlich. Während Links nicht so viel Aussagekraft hätten, gibt es durchaus die Möglichkeit zu messen, wie häufig Personen einander zitieren. Und liefert direkt ein Ranking der Top-80 angelsächsischen PR-Blogs und deren Einfluss auf Basis der Zitationsanalyse.
  • Der Begriffsverwirrung Media Guerrilla Mike Manuel auf den Grund zu gehen, in dem er die Begriffe „Influence“, „Engagement“ und“Reach“ unter die Lupe nimmt. Seiner Meinung ist die Messbarkeit der drei Grössen ein lösbares Problem. Kommentar von mir: Zum Thema „Engagement“ gibt es Ansätze. Nur wo sind die Plattformen, die die Daten vergleichbar machen bzw. solche Daten öffentlich sammeln?
  • Der Kritik von Steve Rubel an Technorati wollen viele nicht folgen. Zwar sehen die meisten ein, dass das „Authority-Konzept“ nicht allein seligmachend ist, aber Technorati würde Links auch qualitativ gewichten und das in die eigenen Kennziffern einfliessen lassen. Und: Zu Technorati gibt es nicht wirkliche Alternativen, zumindest was die Blogosphäre angeht.
  • Etwas mehr im Detail setzt Eric T. Peterson von „WeAnalyticsDemystified“. Er hat Schwächen im Ranking-Algorythmus von Technorati entdeckt. Z.B. verlinken Blogs auf sich selbst, wird das bei Technorati als Link mit in die Gewichtung genommen. Eine Möglichkeit also zur Manipulation. Eine weitere Möglichkeit, sich ein besseres Technorati-Ranking zu verschaffen sei, sich wild mit irgendwelchen Krauterseiten zu vernetzen. Das erhöhe die Zahl der Links, aber den Einfluss erhöht es nicht. Genauso liessen sich auch andere der erhobenen „Ziffernquellen“ manipulieren (Kommentar von Jennifer Mattern und Nicolas Byrne).
  • Der Social Media Index begünstigt im in seiner Zusammensetzung Personen gegenüber Organisationen. Ein Unternehmen wie Frosta betreibt sein eigenes Blog. Aber wir sollte man das Xing-Engagement des Unternehmens messen? Kurzum: Viele der im SMI erfassten Kennziffern sind nur auf Einzelpersonen anwendbar.

Eine spannende Diskussion also, die längst nicht abgeschlossen ist. Festzuhalten bleibt, dass es viel Kritik und Unbehagen gibt an Ansätzen, die auf die bekannten Social Media-Kennziffern aufsetzen. Aber es gibt anscheinend auch noch keine bezahlbaren Alternativen, die die Komplexität des Online-Kommunizierens rundum erfassen.

Trends im Nutzungsverhalten: Ein Blick über den Tellerrand

10. August 2007 · von Jörg Hoewner · 1 Minute Lesedauer · 2 Kommentare

Autor: Jörg Hoewner

In den letzten Wochen gab es einige Dämpfer für die Evangelisten des Web2.0, da nach einigen Studien die Nutzung von Web2.0-Angeboten durch „Ottonormalnutzer“ (Studie: Communications Networks 10.1.), bei Journalisten (Hotwire und Storymaker) und PRlern (newsaktuell) hinter den Erwartungen zurückbleibt.

Ich fände es ganz nett, wenn es in Bezug auf die Web2.0-Nutzung mehr Trendinformationen gäbe. Da man in Deutschland spät begonnen hat, die Web2.0-Nutzung zu messen, ist das natürlich schwierig.

Denn: Schaut man sich die Entwicklung in angelsächsischen Ländern an, wird die Energie hinter diesem Trend so richtig deutlich. Anbei daher ein paar Zahlen aus dem aktuellen Future of Media-Report 2007:

Quelle: Future Exploration Network.

Und man sieht: Lernen es die Nutzer, werden es auch PRler und Journalisten irgendwann lernen.

Online-Befragung zum Thema Weblogs

23. Juli 2007 · von Jörg Hoewner · 1 Minute Lesedauer · Keine Kommentare

Autor: Arne Beekmann
Im Rahmen meiner Abschlussarbeit am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung Hannover führe ich Studie zum Thema Weblogs durch. In der Befragung geht es um Ihre Einschätzungen zu privaten Blogs (Weblogs, die einen privaten Zweck haben) und Corporate Blogs (Weblogs, deren Absender Unternehmen sind). Wenn Sie also sowohl private Blogs, als auch Corporate Blogs schon einmal genutzt haben, würde ich mich freuen, wenn Sie sich etwa 10 Minuten Zeit nehmen, um die Fragen zu beantworten. Die Studie hat keinen kommerziellen Hintergrund, sondern dient rein wissenschaftlichen Zwecken. Ihr Name oder Ihre Adresse sind zu keinem Zeitpunkt von Belang.

Hier gelangen Sie zum Fragebogen: http://www.ijk.hmt-hannover.de/umfragen/weblogs

Vielen Dank für Ihre Unterstützung.

Arne Beekmann

Social Media Index-Diskussion plus ein Beitrag dazu

19. Juli 2007 · von Jörg Hoewner · 3 Minute Lesedauer · Keine Kommentare

Autor: Jörg Hoewner

In diversen Edelman-Blogs hat sich eine Diskussion entwickelt rund um die Entwicklung eines Social Media Index. Die Grundidee ist es, aus der Gewichtung einer Reihe von Social Media-Kennziffern die Relevanz und den Einfluss von einzelnen Blogs zu ermitteln.

Obwohl die einzelnen Kennziffern nicht so ohne weiteres auf Kontinentaleuropa übertragbar sind (wer nutzt hier schon LinkedIn oder Facebook?), ist das System doch interessant.

Wolfgang Lünenberger fragt sich dazu:

„Eine für mich sehr offene Frage, die auch in den Kommentaren bei David anklingt, ist, ob die Produktivität und Vernetzung in den Social Media Angeboten wirklich etwas über Einfluss (Influence) aussagt. Denn die Empfängerseite (also die möglicherweise Beeinflussten) kommt nur mittelbar vor in einer solchen Betrachtung.“

Spassantwort: Guter Punkt, gerne würde ich in die Köpfe der Leser hineinschauen.

Und im Ernst: Ich finde den Ansatz von Onalytics nach wie vor interessant. Die gehen davon aus, dass die Anzahl der Zitationen in anderen Quellen ein Indikator für den Einfluss darstellt. Ein Verfahren, dass sich im wissenschaftlichen Bereich durchaus durchgesetzt hat. Natürlich nicht unumstritten, aber immerhin.

Das Problem ist: Zitationen sind nicht Links. Und das zu differenzieren ist schwer. So weit ich weiss, basieren sowohl Google Page Rank als auch Technorati Authority auf die Anzahl der Links und die Relevanz der jeweils verlinkenden Site. Folglich zu kommt man zu der Frage: Wie bewertet einen man ein Zitat in einem Blog-Post? Und wie ein Link in einem Blogroll? Oder sind beide gleichwertig?

Gängige Tools gehen nicht so in die Tiefe (Google, Technorati, etc.), eine Lösung scheinen mir hier eher Web Data Mining-Technologien, die natürlich gut Geld kosten.

Zu den anderen Indikatoren wie Social Bookmarks, Social News, etc.: Richtige Richtung, allerdings auch hier ein paar offene Fragen:

  • Wie entscheidet man, welche Tools reinsollen, welche nicht (Thema LinkedIn vs. Xing z.B., Mr Wong vs. delicious)?
  • Viele der vorgestellten Plattformen werden im Moment eher von Einzelpersonen genutzt (LinkedIn-/ Facebook-Profile): Wie gehen Gruppen- oder Firmenblogs in die Bewertung ein?

Aber, wie geschrieben, der Gedanke muss weitergesponnen werden. Richtige Frage, gute Richtung…

Die Beiträge, auf die ich mich beziehe:

Interessant dazu: Ein Artikel bei ibusiness (Xinu: Neuer Statistikdienst für Webseiten ist halb-gut – Registrierung notwendig) vergleicht verschiedene Social Media-Bewertungsdienste und kommt zum überraschenden Ergebnis, dass die z.T. sehr unterschiedliche Ergebnisse liefern (selber ausprobieren!): http://www.popuri.us/, http://www.socialmeter.com, http://www.viciao2k3.net/services/xinu/?lang=uk (wurde offensichtlich innerhalb der letztn drei Tage eingestellt… 🙁 )

Die Corporate Website einfach abschalten?

9. Juli 2007 · von Jörg Hoewner · 3 Minute Lesedauer · Keine Kommentare

Autor: Jörg Hoewner

Jeremiah Owyang hat einen vielbeachteten Beitrag geschrieben, der sich mit sich wandelnden Rolle der Corporate Website auseinandersetzt. Eine deutsche Übersetzung hat dankenswerterweise Jörg Weisner ins Netz gestellt.

Jeremiahs These:  „The corporate website of the future will be a credible source of opinion and fact, authored by both the corporation and community. The result? A true first-stop community resource where information flows for better products and services.“

Ausgangspunkt seiner Überlegungen ist, dass die Unternehmens-Website eine unglaubliche Ansammlung von übertriebenem, künstlichen Markenbewusstsein und für das Unternehmen sprechenden Inhalten sei. „Eine Folge davon ist, dass Entscheidungen, denen man vertraut, an anderen Orten im Internet getroffen werden.“

Ich kaufe nur einen Teil der Argumentation:

  • Erst einmal sollte man sich darüber im Klaren sein, dass der Zweck einer Corporate Website nicht nur darin besteht, Produkte zu verkaufen, sondern auch den Media Relations, Investor Relations, Recruitment usw.  dient. Dialog läuft bei den für diese Funktionen avisierten Stakeholder-Gruppen in der Regel über ganz andere Kanäle (z.B. persönlich), so dass sich mir hier der Mehrwert (und das Interesse dieser Stakeholder daran) nicht sofort erschließt.
  • Ist das Interesse am Dialog direkt mit dem Unternehmen auf einer Unternehmensplattform wirklich so groß? Funktioniert das für alle Marken oder alle Produktbereiche? Wie glaubwürdig können Unternehmensplattformen im Vergleich zu unabhängigen Plattformen überhaupt sein? Oder reden wir nicht über was ganz anderes? Nämlich, dass es für unterschiedliche Funktionen und Zielgruppen eben unterschiedliche Angebote JENSEITS der Corporate Website geben muss, z.B. auch über unternehmensfremde Plattformen? Was natürlich nicht heisst, dass ich Corporate  Websites in der jetzigen Form toll finde:
  • Denn in einem gebe ich Jeremiah auf jeden Fall Recht: „But we’re tired of the corporate website and all it’s happy marketing speak, stock photos of smart looking dudes or minority women crowded around the computer raving about your product, the positive press release, the happy customer testimonials, the row of executive portraits, the donations your corporate made to disaster relief, the one-sided view never ends.“