Wikicity: Zwei Versionen, eine düster, eine strahlend
22. Juni 2008 · von Jörg Hoewner · 3 Minuten Lesedauer · Keine Kommentare
Autor: Jörg Hoewner
In der Zeitschrift Monocle (Issue 15-S.64f) bin ich auf einen interessanten Beitrag über Roope Mokka, dem Gründer von Demos Helsinki gestoßen zur „City 2.0“ bzw. zu „Wikicities“.
Im Rahmen eines Wettbewerbs wurden Stadtplaner aufgerufen, eine Vision für Helsinki 2050 zu entwickeln, wie kann sich die Stadt weiterentwickeln, wenn es dort bis dahin voraussichtlich 700.000 Einwohner gibt?
Den zweiten Platz machte Demos Helsinki mit City 2.0. Die Idee dahinter ist, Konzepte aus Open Innovation und Social Software auf die Stadtentwicklung zu übertragen – im Kern also geht es um die EInbindung der Bewohner in die Entwicklung, d.h. wie Mokka sagt um „Wikicities“ oder „citizen-built cities“.
Eine (absolut faszinierende) Dokumentation auf Englisch lässt sich hier herunterladen.
Unter einem gleichen Label (WikiCity) firmiert ein Projekt des MIT. Hier geht es darum, über spezielle Technologien alle Funksignale der Bewohner einer Stadt zu visualisieren. D.h. alle Handysignale, WLAN-Zugriffe, Busbewegungen – die insgesamt die Dynamik einer Stadt wiedergeben.
Auch hierzu gibt es eine Dokumentation und einen Focus-Beitrag.
Beide Ideen (die ja direkt nicht viel miteinander zu tun haben) sind natürlich höchst interessant. Bei dem MIT-Projekt ist die Idee, die urbane Dynamik ansprechend zu visualisieren natürlich reizvoll, aber doch eher von beschränktem Nutzen – wobei mir bei der Idee doch eher mulmig wird, private Bewegungen öffentlich zu visualisieren.
Dagegen steht die Vision von Demos Helsinki für eine demokratische, partizipative Entwicklung, die eine Menge kreativer und sozialer Energien freisetzen könnte. Aber bei partizipativ-politischen Ansätzen schlägt auch gerne mal die Stunde der Populisten und der irrationalen Entscheidungen – auf der anderen Seite wäre so was ein Motivator für argumentative Auseinandersetzungen, die in unserer politischen Kultur inzwischen aufs Symbolische verkürzt zu sein scheinen. (Ok, ich drifte ab).
Ein schönes (fiktives) Beispiel für irrationale Entscheidungen, vor denen ich mich fürchten würde, bringen die Demos-Leute selbst:

Wie eine Firma verdunstet – Virtualisierung von Unternehmen / Artikel in der aktuellen Ausgabe 06/2008 Brand eins
2. Juni 2008 · von Frederik Bernard · 2 Minuten Lesedauer · Keine Kommentare
Autor: Frederik Bernard | FBKB
Die Idee virtueller Unternehmen ist nicht neu – aber nichtzuletzt gibt es eine ganze Reihe an Beispielen für Projekte dieser Art, die gescheitert sind. In der aktuellen Ausgabe der Brand eins 06/2008 wird über ein kleines Unternehmen berichtet, das vor 5 Jahren beschlossen hat, in den virtuellen Raum zu ziehen und alle Prozesse, Informations- und Kommunikationsschnittstellen zu digitalisieren. Ließt sich sehr spannend, da gerade hier nicht nur die Vorteile, sondern auch die Probleme und Herausforderungen beschrieben werden und sich diese Erfahrungen auch gut auf kleine und mittelständische Unternehmen übertragen lassen (oder gleich auf das Eigene?).
Das beschriebene Unternehmen hat konsequent den Informationsaustausch auf Mail, Groupware und Skype sowie SMS umgestellt und ein umfangreiches Intranet zur Recherche aber auch zu Abbildung der Geschäftsprozesse gelauncht. Dokumente und Belege werden gescannt und digital im PDF-Format bereitgestellt. Diskussionen finden in regelmäßigen Chats statt.
Allerdings, so wird der Chicagoer Soziologe Ronald S. Burton zitiert, gelten ganz andere Herausforderungen für die Führung von Mitarbeitern im virtuellen Raum. So lassen sich gerade die informellen, sehr produktiven „Fotokopierergespräche“ nur bedingt durch Skype, Mail oder Telefon ersetzen (Mehr zu lesen: Social Origins of Good Ideas, Ronald Burt, http://web.mit.edu/sorensen/www/SOGI.pdf).
Und ein gutes Buch zum Thema gibt es auch von Dorothea Herrmann/Knut Hüneke/Andrea Rohberg: Führen auf Distanz – mit virtuellen Teams zum Erfolg, Gabler-Verlag 2006.
Must Read!
Visualisierung von Innovationen
26. Mai 2008 · von Jörg Hoewner · 3 Minuten Lesedauer · Keine Kommentare
Autor: Jörg Hoewner
In der neuen Page (Ausgabe 06.2008, S.36-41) gibt es einen längeren Beitrag darüber, welche Rolle Design bei Innovationsprozessen spielen kann. Die Thesen:
- Häufig sei das innovative, erneuernde Potenzial der Marke/ des Produkts gering. Erzielt werden solle durch Design eine meist „Illusion von Innovation“ (Stefanie-Vera Kockot, Institut, Design2context) – Oberflächenkosmetik zwecks Verkaufsstimulation.
- Visionäre Ideen/ Innovationen werden meist schriftlich-abstrakt entworfen und seltener visualisiert.
- Auf der anderen Seite würden Designer meist die Rolle des „unreflektierten Dienstleisters“ einnehmen und zu selten die des progressiven Autors, der sich mit „den Innovationen, deren Kontexten und Wirkungen“ auseinandersetzt.
- „Grundsätzlich stellt sich die Frage, inwiefern wir neue visuelle Sprachen benötigen, um Neues adäquat zu vermitteln.“ Einige Beispiele stellt Page vor:
- Stefan Töws´ Diplomarbeit if_then: Hier geht es um ein generatives Designkonzept, in dem aus sprachlichen Konzepten Visualisierungen generiert werden. Ausprobieren kann man das hier.
- Die Firma Ideo setzt bei Beratungsaufträgen, bei denen „Design Thinking“ in Innovationsprozessen eine Rolle spielt ca. 50 Tools ein, die in die Kategorien „Learn, Look, Ask, Try“ unterteilt sind und die auf denn sogenannten Method Cards zusammengefasst sind und die je nach Aufgabenstellung unterschiedlich zusammengestellt werden. Eine Präsentation zum Konzept findet sich auf Slideshare.
- Ideo arbeitet ausserdem mit Filmelementen, in dem Personen mit Prototypen von Produkten bei der Anwendung gefilmt werden, womit Innovationen erst greifbar gemacht werden. Ein Beispiel für so einen Film (für den Kunden Intel) findet sich hier auf YouTube.
- Weiter weg davon ist das Projekt von Agata Jaworska, die mit Hilfe von skizzenhaften Animationen ein neues Verpackungskonzept visualisiert. Anzuschauen ebenfalls auf YouTube.
Fazit: Natürlich konnte ich den Beitrag nur skizzenhaft wiedergeben, er ist auf jeden Fall lesenswert. Was ich mitgenommen habe, ist, sich inhaltlich mit dem Nutzungskontext und den Folgen von Innovationen auseinanderzusetzen und dann mit ein wenig gesundem Menschenverstand darüber nachzudenken, wie man das Wesen einer Innovation am besten vermitteln kann und dabei wegzukommen von den üblichen Stockfotos von grinsenden Labormitarbeitern. Auf jeden Fall sind das hier eine Handvoll netter Beispiele.
Zukunft des Marketing – Marketing der Zukunft
21. Mai 2008 · von Carina Waldhoff · 3 Minuten Lesedauer · Keine Kommentare
Autor: Carina Waldhoff
Völlig ungeplant entsteht hier eine kleine lockere Reihe zu zukünftigen Anforderungen und Aufgaben eines „Marketing 2.0“ (siehe z.B. hier oder hier). Es macht aber auch ganz einfach Spaß, die aktuelle Entwicklung mitzuverfolgen, an ihr teilzunehmen oder ungläubig/erschüttert/irgendwie-aber-trotzdem-amüsiert mit anzusehen, wie auch die Großen der Branche sich Mitte 2008 noch in mittlerweile ranzige Fettnäpfe setzen und sich als begeisterte – ja was? Prosumenten? Aufgeklärte Mitmenschen? – Bürger ausgeben (Martin Oetting zu Grey hier) .
Die aber haben Nase und Hirn vorn und lassen das Verhältnis zwischen Unternehmen und ihren Stakeholdern immer mehr zum Hase-und-Igel-Rennen werden: Marketing-Verantwortliche sehen zwar theoretisch das Potential von Social Media und die Notwendigkeit, hier Geld in die Hand zu nehmen und ihr „Soziales Kapital“ zu aktivieren, kommen bislang aber nicht mit der Integration in ihre Marketing-Aktivitäten nach, wie Booz & Company in einer aktuellen Studie herausfanden. Ein Teilnehmer dieser Studie forderte interessanterweise, den Marketing-Mix alle 36 Stunden anzupassen – und zeigt damit, wohin die Reise geht (gehen muss).
„Eine Marke ist definiert als die Summe aller Gespräche über sie“ – diesen Satz kann ich gar nicht mehr ordentlich zitieren, weil ich ihn, so oder so ähnlich mittlerweile mehrfach gehört und gelesen habe (vielleicht war’s zuerst bei Mavens-Mark?). Der Sinn rennt jedenfalls nicht nur bei mir offene Türen ein, und Connected Marketing macht entsprechend auf ein fantastisches Tool für (oder gegen…) Marketers aufmerksam: Brandtags, eine Seite, die Nutzer um ihre spontanen Assoziationen zu Marken bittet. Mich würde interessieren, ob solche Instrumente zukünftig auch bei der Wertermittlung von Marken eine Rolle spielen.
Bemerkenswert finde ich die Anzeichen dafür, dass eventuell eher die kleinen bzw. finanziell schlecht ausgestatteten Unternehmen uns zeigen werden, wie man „Social Media smart“ wird: Der „Analytics Guru“ berichtet vom Social Media Round Table im fernen Toronto, auf dem es eigentlich schwerpunktmäßig um Dashboards geht, von der Wendigkeit der Non-Profits – die nicht nur durch ihre kleinen Marketing-Budgets Social Media früh für sich entdeckt haben, sondern auch weniger kanalisieren, klassifizieren und sich dadurch Freiraum für’s Erfahrungen-sammeln schaffen (vielleicht ist die kommunikative Distanz z.B. zum Spender aber auch zusätzlich traditionell geringer als im profitorientieten Bereich, aber das könnte auch ein positives Vorurteil sein). Jörg hat neulich bereits ein paar schöne Beispiele für die Findigkeit der NPOs gepostet. Macht also doch Not erfinderisch?
Diskussionsrunde: Ist die Zeit reif für Social Media in deutschen (mittelständischen) Unternehmen?
15. Mai 2008 · von Joerg Hoewner · 1 Minute Lesedauer · 3 Kommentare
Autor: Jörg Hoewner
Ein Hinweis:
„Der Social Media PReview Podcast präsentiert seinen ersten virtuellen Roundtable:
http://www.socialmediapreview.de/2008/05/14/social-media-im-deutschen-mittelstand/
Im Rahmen des Social Media PReview Podcasts, dem deutschsprachigen Podcast rund um PR, Unternehmenskommunikation und Social Media/Web2.0, ist diese Woche eine spannende Experten-Diskussionsrunde veröffentlicht worden.
Auslöser der Diskussionsrunde war ein Blogeintrag im bwlzweinull.de Blog (Zitat aus dem Blogeintrag: „Noch vor einem Jahr war ich der festen Überzeugung, die Zeit sei reif für die Themen “Web 2.0″ und “Enterprise
2.0″ in deutschen Unternehmen. Heute … denke [ich], dass es bei uns noch sehr lange dauern wird (10 bis 15 Jahre?), bis wir Verhältnisse wie heute in den USA oder Japan haben werden.“
5 Experten und Praktiker diskutieren auf www.socialmediapreview.de das Thema:
Ist die Zeit reif für Web 2.0 / Enterprise 2.0 in deutschen (mittelständischen) Unternehmen?““.
Der Hinweis kommt von TImo Lommatzsch, der an der Diskussion teilgenommen hat.