Schein oder Sein im Corporate Publishing
20. Dezember 2012 · von Maike Liess · 4 Minute Lesedauer · 3 Kommentare
„Clicks und Likes sind sicher nicht das richtige für jedes Kommunikationsziel. Stattdessen werden Kennzahlen wie Abverkaufraten und Bestellanzahl – oder in der internen Kommunikation Imagerankings – direkten Einzug in unsere journalistische Arbeit halten“, so das Credo von Dr. Christian Fill, Geschäftsführer der Burda Creative Group in München. Auch andere Top-Berater der Corporate-Publishing-Branche stellen den Marketing-Aspekt und die Verkaufsorientierung ihrer Verlagsprodukte zunehmend in den Vordergrund. Sie diskutieren in dem Fachblatt CP Monitor eingehend darüber, ob Content Marketing nun wirklich der neue Trend ist, der die Grenzen zwischen Werbung und Kommunikation verschieben wird. So vermutet Soheil Dasyari, Geschäftsführer von G+J Corporate Editors in Hamburg, Content Marketing sei lediglich eine „billige Ausrede, um journalistische Qualität aufzugeben und um aus den Direct-Marketing-Töpfen zu naschen.“ Dennoch scheinen alle heilfroh zu sein, sich mit Content Marketing und dem neuen Instrument „Editorial Shopping“ aus der Beweisnot retten zu können: Wenn die Unternehmenspublikation zu angenehm lesbaren Katalogen werden, ist Corporate Publishing keine Liebhaberei. Es trägt messbar zum Verkaufserfolg bei – Gottseidank!
Schöner Schein
Das wirkt ein wenig, als sei man das ewige Argumentieren um Etats leid und freue sich, Kennzahlen hervorzubringen, die auch der kurzsichtigste CP-Kunde lesen könne. Ralf Ansorge, Geschäftsführer der Profilwerkstatt Darmstadt jubelt jedenfalls: „Damit kommen wir endlich aus der Ecke von reinem Image und Kundenbindung heraus.“ Was er und seine Kollegen dabei aus den Augen verlieren: Die Welt hat sich weiter gedreht und sie sich nicht mit ihr, sondern in genau die entgegengesetzte Richtung. Publishing-Konzepte, die das Image eines Unternehmens aufhübschen, oder besser noch, direkt darauf abzielen, die Verkaufszahlen zu erhöhen, rechnen nicht mit den modernen Rezipienten. Genau wie es in den Abteilungen für Unternehmenskommunikation weitsichtige und schlaue Kunden gibt, so sind auch die Leser und User schlau genug, diese Potemkinschen Dörfer als solche zu erkennen: Man muss damit rechnen, dass sie derart konstruierte Images durchschauen. Wenn nicht, werden früher oder später die Kontrollmechanismen des Internets Unstimmigkeiten zwischen Schein und Sein aufdecken: Watchblogs gibt es zu nahezu jedem Thema. Und die Erfahrungen eines Jahres, in dem unsere Schweizer Nachbarn „Shitstorm“ zum Wort des Jahres gekürt haben, legen dies ebenfalls nahe.
Mehr Substanz
Auch deswegen sind wir überzeugt, dass der Weg genau in die andere Richtung führen muss: Weg von einem konstruierten Image, hin zur Substanz: Was beschäftigt uns? Wie reagieren wir auf die Trends der Zukunft? Können wir diese sogar antizipieren? Was macht uns tatsächlich aus? Wo haben wir die Nase vorn? Fragen, denen sich Unternehmen regelmäßig stellen. Interessant aufbereitet und glaubwürdig transportiert, können ihre Antworten für Kunden und Geschäftspartner, Stakeholder und Mitarbeiter sehr lesenswert sein. So etabliert sich ein gutes Unternehmen als Meinungsführer auf dem Gebiet, in dem es tätig ist. In einer Wissens- und Informationsgesellschaft sind das die Pfunde, mit denen es wuchern kann. Wenn nicht – zeigt das die Lücken auf, in denen es sich verstärkt engagieren sollte. Da liegt die Arbeit, da liegt die Chance. So sehen wir von K 12 das. Wie wir diese Erkenntnisse für unsere Kunden umsetzen, werden wir im nächsten Jahr ausführlicher beschreiben.
Zeitungssterben: Das Hohelied des Qualitätsjournalismus
26. November 2012 · von Maike Liess · 5 Minute Lesedauer · Keine Kommentare
Mit einem Silberstreif am düsteren Verlagshorizont macht „Die Zeit“ in dieser Woche ihr Blatt auf: „Wie guter Journalismus überleben kann“ – so die Titelgeschichte der führenden Wochenzeitung in Deutschland. Kurz nachdem erneut eine Hiobsbotschaft die Branche verunsichert: Die Financial Times Deutschland wird eingestellt. Sie folgt damit der Frankfurter Rundschau und dem Prinz. Selbst Institutionen wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) verzeichnen einen Millionenverlust und die New York Times wird ab 2013 nur noch online verfügbar sein. Es ist Herbst – die Blätter fallen. Doch da möchte „Die Zeit“ nicht mitmachen. Mit Recht verweisen die Zeit-Autoren darauf, dass es durchaus Chancen gibt, den Sturm zu überleben.
Guter, kreativer, investigativer Journalismus ist gefragt
Bloß wie? Das fragen die Macher der „Zeit“ die wichtigsten deutschen Medienmanager. Und diese kommen zu höchst unterschiedlichen Schlüssen: „Kreativität und Sportsgeist“, beschwört Gruner + Jahr Vorstand Julia Jäckel, WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz wünscht sich mehr Optimismus, eben den „Mai statt dem November im Herzen“, und Roland Tichy, Chefredakteur der Wirtschaftswoche nimmt die Frage gleich als Anlass zu einer Generalabrechnung mit den deutschen Medien, die seiner Meinung nach zu „rot-grünen Umerziehungslagern verkommen“. Was allerorten dominiert, ist die Forderung nach gutem, kreativem und investigativem Journalismus. Und siehe da: Bei manchem Zeitungsmacher taucht der Verweis auf, man solle sich dem Leser nähern und das Internet nicht als Feind sehen, sondern es samt seiner Chancen umarmen.
Spiegel-Online wächst und macht Gewinn
Was bedeutet das? Im Internet macht es „Spiegel-Online“ vor: Die Redaktion wächst und macht gegen den Trend Gewinn. Im Print-Bereich entwickelt sich „Die Zeit“ selbst vorbildlich; dort denkt man zudem die Strategie für Bezahl-Angebote im Internet weiter. Wie, das skizzieren die Zeit-Autoren Götz Hamann und Bernd Ulrich in sieben Thesen: „Es ist noch reichlich Zukunft da“, resümieren sie. Aus meiner Sicht zentral ist die These vom Leser, der sich verändert und von den Verlagen, die sich mit ihm wandeln müssen: „…sie [die Leser] sind auf Augenhöhe und hochbeweglich“, so Hamann und Ulrich. Für dieses Publikum schreiben zu dürfen, erfordere einen „neuen Aggregatzustand des Journalismus“. Das bedinge auch, sich aus der Homogenität und Abgeschlossenheit der Redaktion herauszubewegen – sonst produziere man nicht viel mehr als „aufgeregte Langeweile“.
Corporate Publishing: Neue Denkmuster entwickeln
Das sind Gedanken, die in der Luft liegen. Auch wir als Kommunikationsagentur entwickeln seit einiger Zeit Ideen, die genau in diese Richtung zielen. Ähnlich wie in manchen Redaktionen wird auch das Corporate Publishing sehr sendungsbewusst betrieben. In dem Sinne: Wir haben eine Botschaft, die es zu vermitteln gilt. Im Extremfall sogar: Wir haben ein Produkt, das es zu verkaufen gilt. Doch wie erfolgreich kann dieser Ansatz sein, wenn wir es – wie beobachtet – mit anspruchsvollen, hochbeweglichen Rezipienten zu tun haben? Funktioniert die alte Logik: „Ich Autor – Du Leser“ vielleicht noch in dieser Nische? Wohl kaum. Vielmehr gilt es, neu zu denken. Liquid Democracy, Open-Source-Programme, Social Media, die vom „User Generated Content“ leben, und Crowd-Funding-Projekte zeigen einen nachhaltigen Wechsel der Denkmuster an. Auch am Corporate Publishing zieht das nicht spurlos vorüber. Und das bringt zahlreiche Chancen mit sich, die gekonnt genutzt werden sollten. Denn Corporate-Publishing-Produkte wie Kundenzeitschriften, Mitarbeitermagazine, Unternehmensseiten in Facebook und Blogs reihen sich mit den Bezahlzeitschriften in die Bewerber um das knappe Gut Aufmerksamkeit ein. Dabei geht es darum, nachhaltig wahrgenommen zu werden, es geht um Glaubwürdigkeit, Authentizität und Identifikation. Bedarf es auch hier eines neuen Aggregatzustandes des (Unternehmens-)Journalismus? Wir denken: ja.
Geschichten erzählen, die gelesen werden
„Liquid Stories“ lautet der Arbeitstitel unserer Antwort darauf: Gut erzählte Geschichten, die den Leser schon bei der Themenfindung mit einbeziehen und dadurch relevant und aktuell sind. Geschichten, für die wir uns durchaus in der Verantwortung sehen, die angereichert werden müssen, die sich über verschiedene Medien weiterspinnen lassen, wenn es das Thema erlaubt. Gut recherchierte, kritische, informative und unterhaltsame Geschichten. Die helfen, Themen einzuordnen, sie in ihrer Komplexität zu reduzieren und in ihrer Relevanz wahrzunehmen. Kurz: Geschichten die gelesen werden.
Buchtipp: „PR-Evaluation und Kommunikations-Controlling“ von Nanette Besson
29. Oktober 2012 · von Jörg Hoewner · 2 Minute Lesedauer · 1 Kommentar
Untertitel: Public Relations optimieren und steuern. Ein Handbuch für PR-Praktiker.
Kurzverdikt: Pflichtlektüre.
Auf dem deutschsprachigen Markt gibt es vielleicht eine Handvoll Bücher, die sich mit dem Thema PR-Evaluation beschäftigen, d.h. der Erfolgskontrolle und der laufenden Steuerung von PR-Prozessen. Die meisten dieser Werke haben meiner Auffassung nach einen stark akademischen oder normativen Anspruch, sich dem Thema anzunähern. So zum Beispiel auch das Werk „Strategische PR-Evaluation“ der selben Autorin. Für den Agenturmenschen oder den Pressesprecher, der was Handfestes und pragmatisch Einsetzbares benötigt, wird das Angebot sehr dünn. Genau in diese Richtung stößt das vorliegende Buch von Nanette Besson.
Das Buch widmet sich auf 105 Seiten den Themen Planung der Evaluation, Evaluation der Investition (Geldwertes!), Evaluation der Kommunikationseffekte und Steuerung von Kommunikation und schließt mit einem umfassenden Serviceteil ab. Dazwischen liegen immer sehr ausführliche Hinweise auf weiterführende Literatur oder Links. Themen wie Werbeäquivalenz und Medienresonanzanalyse werden genau so behandelt wie das Thema Social Media Evaluation. „Hausnummern“ zu Methoden (Was kostet eine Umfrage, eine MeRa, etc.) findet man hier ebenso wie Checklisten und Tipps zum Reporting.
Super gefällt mir der Schnelleinstieg, in dem auf wenigen Seiten die Essenz des Themas zusammengefasst und die wichtigsten Arbeitsschritte vorgestellt werden. Das werde ich definitiv als „Must read“ meinen Kollegen auf den Tisch legen.
Ein paar Themen werden mir noch etwas zu stiefmütterlich behandelt, insbesondere das Thema Online-PR-Evaluation jenseits von Social Media. Das schmälert jedoch keineswegs den Gesamteindruck: Für PR-Profis (angehende und gestandene), die sich mit dem Thema praxisorientiert beschäftigen wollen, dem sei das Buch als Pflichtlektüre empfohlen. Ich kenne derzeit kein anderes Buch, dass dem Anspruch eines „Handbuchs“ vergleichbar gerecht wird.
Nanette Besson hat übrigens ein sehr lesenswertes Blog hier: blog.pr-evaluation.de
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Seminarangebot zu „Erfolgskontrolle in der Online-Kommunikation“ und „Social Media Enablement“
22. Oktober 2012 · von Jörg Hoewner · 2 Minute Lesedauer · Keine Kommentare
Für die media workshops bieten wir zwei Seminarreihen an, für die wir hiermit werben:
Social Media Enablement. Themen: Social Media: Verbreitung, Nutzen, Perspektive für Unternehmen – Unternehmen und ihre (In-)Kompetenz in Social Media: Fälle aus der Praxis – Baustellen und Komplizen: Woran denken, und wer hilft? – Prozesse zur Einführung (Content-Generierung, Trainings, Ressourcen-Planung etc.) – Szenarien zur Internen Kommunikation
Referentin ist meine Kollegin Carina Waldhoff.
Termine: 24.4.2013 und 13.9.2013, jeweils in Hamburg.
Erfolgskontrolle in der Online-Kommunikation. Themen sind: Einführung in die Messbarkeit von Kommunikation – Argumente für die Evaluation der Online-Medienarbeit – Datenerhebung: Ziele definieren und messbar machen – Auswertung: quantitativ, qualitativ, Bewertung und Interpretation – Online-Nutzungsstatistiken: Interpretation – Controlling einzelner Instrumente, wie Pressemeldungen, Newsletter, Corporate Website und soziale Netzwerke – Evaluation von Social Media-Maßnahmen
Referent bin ich selber.
Termine / Orte: 5.12.2012 in Hamburg, 17.4.2013 in Hamburg, 13.11.2013 in Frankfurt
Anmeldemöglichkeiten und weitere Infos gibt es hier und hier.
Kommet herbei!
Buchtipp: „Texten fürs Web“ von Stefan Heijnk
26. März 2012 · von Katharina Jung · 4 Minute Lesedauer · 4 Kommentare
Das Buch von Stefan Heijnk „Texten fürs Web. Planen, schreiben, multimedial erzählen. Das Handbuch für Online-Journalisten.“ ist ein Schatz für alle (Online-)Redakteure, gerade in der Unternehmenskommunikation. Für mich hat es folgende Vorteile:
- Es ist alltags- oder praxistauglich. Inwiefern? Ich kann tatsächlich das nachschlagen, was ich gerade brauche und finde Antworten und praktische Hilfestellungen …
- … und zwar in allen multimedialen Spektren des Online-Journalismus/der Online-PR, ob iPad-App- oder Newsletter-Konzeption, Slide-Show, Video oder Bild, Websitegestaltung oder Textformulierung.
- … und in allen beruflichen Facetten. Meist vereint ein Online-Redakteur Vieles in einer Person: Er ist ein bisschen Techniker, ein bisschen (Content-)Manager, ein bisschen Konzeptioner, Marketing-Mann/Frau, (Content-)Stratege und ganz viel Multimedia-Redakteur. Vom Umgang mit Bildern, über Videos bis hin zu den grundlegenden Marketing- und Distributionsaspekten, wie der Auswertung der Seitenabrufe, Suchmaschinenoptimierung und dem Thema Vernetzung, spricht Heijnk alles an.
- Dazu ist das Buch einfach geschrieben, aber nicht oberflächlich, ansprechend und anschaulich gestaltet und – das ist online besonders wichtig – nicht „abschließend“, sondern offen für neue Trends: Aktuelle multimediale Angebote sind so beschrieben, dass ich sie selbst weiterdenken und neuere mediale Tendenzen einordnen kann. Und die Informationen sind nicht nach ein paar Tagen wieder „out“.
- Auf diese indirekte Art, wie auch durch den Zugang zu einem Online-Literaturverzeichnis, bietet das Print-Buch gekonnt Schnittstellen zu von Natur aus aktuelleren – Online-Informationen. Weiterlesen →