„Wir brauchen eine neue Art des Denkens“ – Interview mit Klaus Burmeister von Z_Punkt.
3. Dezember 2007 · von Jörg Hoewner · 8 Minuten Lesedauer · Keine Kommentare
Vor einigen Wochen habe ich mit Klaus Burmeister, dem Gründer und geschäftsführenden Gesellschafter von Z_punkt, ein Interview geführt, das auch in unserer aktuellen Publikation „Von der Spinnovation zur Sinnovation“ (zum Download geht’s hier) erscheint. Z_punkt ist ein Beratungsunternehmen für Corporate Foresight. Letzte Woche fand deren zweite Konferenz aus dem Zyklus „Rethinking Business“ statt – wer’s verpasst hat, findet die Vorträge und Materialien (cool!) hier. Aber erstmal die Einschätzungen von Klaus Burmeister zum aktuellen Innovationsstand und-klima in Deutschland: JH: Herr Burmeister, Sie postulieren keine neuen Trends, sondern übersetzen sie für die Wirtschaft, zum Beispiel in Ihren „15 Thesen für die Wirtschaft von morgen“. Die letzte dieser Thesen lautet: „Innovation heißt Selbstreflexion und kultureller Wandel. Wir brauchen ein Gemeinwesen, das Innovationskultur lebt – und auch das Scheitern kultiviert.“ Das klingt nach einem langen Weg für Deutschland. Sehen Sie bereits positive Ansätze? KB: Selbstverständlich gibt es da positive Ansätze, aber wir haben da noch einen langen Weg vor uns. Sowohl in den Unternehmen, staatlichen Stellen als auch in den Universitäten ist klar geworden, dass wir uns ein einem harten Wettbewerb befinden. Entsprechend gibt es da Ansätze wie im Bildungsbereich Exzellenz-Center, Bildung von Clustern zum Beispiel im IT-Bereich in den neuen Bundesländern oder auch in NRW im Bereich Bio-Technologien, verstärkt gibt es Kooperationen in der mittelständischen Wirtschaft. Auf der anderen Seite muss man aber feststellen, dass das Thema Innovation noch viel zu eng gedacht wird, dass Konzepte wie „Open Innovation“, also die Öffnung von Unternehmen z.B. für Kunden oder Wissenschaft und andere Unternehmen, noch viel zu kurz kommen. Hoffnungsschimmer für die technologische Leistungsfähigkeit Deutschlands ist das, was sowohl wir von Z_punkt als auch DB Research in der Studie „Deutschland 2020“ als „Projektwirtschaft“ bezeichnen. Positiv ist, dass das Bewusstsein, dass weitere wichtige Schritte in Sachen Innovation anstehen, in den Unternehmen weitestgehend vorhanden ist – ich bin also verhalten optimistisch. JH: Sie haben gerade das Thema „Open Innovation“ angesprochen – sind Sie da in Deutschland schon auf erste Beispiele gestoßen? KB: Da wären zum Beispiel KFZ-Zulieferer wie Webasto, die gezielt Lead-User bei der Entwicklung von Produkten einbeziehen. 3M und Hilti sind weitere bekannte Beispiele für die frühzeitige Einbindung von Kunden. Mit dem Web 2.0 ergeben sich natürlich immer mehr Möglichkeiten – siehe „Spreadshirt“. Auch im Social Commerce gibt es gute Beispiele, z.B. die Seite www.genusshandwerker.de, die den Slow-Food-Gedanken über ein ausgeklügeltes Logistik-Netz umsetzt. Hier können Lebensmittel höchster Qualität von Produzenten in mehreren europäischen Ländern in weniger als einer Woche zum Kunden geliefert werden, mit Frischegarantie. Die technologischen Möglichkeiten des Internet werden im Bereich „Open Innovation“ noch für einen gehörigen Schub sorgen. Mit Zunft AG (www.die-zunft.de) zeigt sich ein sehr interessanter Ansatz, der neben der virtuellen Vernetzung konkrete Zunftorte in Planung hat, die nicht nur LOHAS (Lifestyles of Health and Sustainability) ansprechen, sondern einen neuen Verkaufskanal eröffnen, die Creative Class aktivieren und einen Beitrag zur Stadtentwicklung leisten. JH: Aus welcher Richtung können wir mehr Innovationen erwarten: Aus den großen Unternehmen oder von den KMUs? KB: Es gibt eine Studie (Venohr 2007), die belegt, dass gut 1000 Weltmarktführer innerhalb ihrer Branchen aus dem Mittelstand kommen. Weltmarktführer kann man nur als hoch innovatives Unternehmen sein, und etwa ein Drittel der Mittelständler zählt hier zu den Vorreitern in Sachen Innovation und arbeiten unter denselben Bedingungen wie die „Großen“. In Zukunft wird es jedoch verstärkt darum gehen, neue Kooperationen und Wertschöpfungswege zu finden, um den Kunden komplette Dienstleistungen anzubieten; einzelne Unternehmen werden das immer seltener leisten können. Auf den Weltmärkten machen Kooperationen zwischen KMUs und den „Großen“ immer mehr Sinn, und die kleineren Unternehmen sind traditionell im Vorteil, wenn es um Reaktionsschnelligkeit und Anpassungsfähigkeit geht. Hier müssten allerdings die Förderbedingungen und -strukturen so angepasst werden, dass die kleineren Unternehmen schneller eine gewisse kritische Größe erreichen und stärker einbezogen werden können. H: Welche Rolle kann Corporate Foresight in mittelständischen Unternehmen bzw. KMUs spielen? Wie weit sind mittelständische Unternehmen da heute? KB: Wir führen dazu gerade eine Studie durch, die noch ausgewertet wird (www.openforesight.de) – soviel steht aber schon fest: Das Bewusstsein für Corporate Foresight ist auch im Mittelstand vorhanden; es fehlt allerdings noch die passende Übersetzung bzw. Anpassung an mittelständische Strukturen; auch der Ausbau von personellen Kapazitäten ist häufig nicht möglich. Es gibt aber einen großen Bedarf an Unterstützung, Hilfestellung und Lernen. Das heißt: Wie kann man Mittelständlern helfen, ihre Probleme rechtzeitig zu erkennen, neue Märkte und die Veränderung der Kundenstruktur zu erkennen, Innovationsfelder zu identifizieren… Dazu muss man Methoden finden, die auch den knapperen Ressourcen im Mittelstand gerecht werden. JH: Welche Herausforderungen sehen Sie im Mittelstand über die Ressourcen hinaus? Woran hapert es hier aus Ihrer Sicht? KB: Bei den Unternehmen, die an unserer Studie teilgenommen haben, kann man natürlich ein gewisses Bewusstsein voraussetzen. Bei anderen Unternehmen dieser Größe muss das häufig noch geweckt werden, ebenso wie ein Verständnis, dass eine Chance darin besteht und es sich lohnt, sich intensiver mit Kundenwünschen und neuen Technologien auseinanderzusetzen. Der wirtschaftliche Veränderungsdruck besteht ohnehin; was fehlt, sind die Tools, die für diese Unternehmen und ihre Branchen übersetzbar sind – genau daran hapert es. Wichtig ist außerdem der Blick über den Tellerrand: Mittelständler verpassen wichtige Entwicklungen, weil sie zu stark nur auf Kunden und Wettbewerber – nämlich heutige Wettbewerber – schauen. JH: Welche Rolle spielen dabei kulturelle Faktoren? KB: In deutschen Unternehmen sind die Geschäftsführer ganz entscheidend für die Entwicklung bis hin ins Tagesgeschäft verantwortlich. Da viele dieser Geschäftsleitungen sehr ingenieursgetrieben sind, muss man hier häufig noch stärker die Bedeutung von Kooperationen vermitteln. Andererseits bringen Geschäftsführer in mittelständischen Unternehmen ein sehr starkes Bewusstsein mit für ihre Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern, innerhalb der Region etc. Generell sind Mittelständler natürlich auch viel reaktionsfähiger. Allerdings kann die Geschäftsführung nicht alles selbst machen und die Strukturen, um Aufgaben sinnvoll zu delegieren, fehlen häufig. JH: Wie hängen Corporate Foresight und Innovation(smanagement) im Mittelstand zusammen? Wo sehen Sie diese Aufgaben organisatorisch zugeordnet? KB: Angeordnet sind diese Arbeitsbereiche, wie schon erwähnt, häufig in der Geschäftsführung, darüber hinaus im Vertrieb, im Strategischen Marketing oder auch in einem Arbeitsbereich Innovation. Der gesamte Mittelstand steht vor der Herausforderung, in einer globalisierten Ökonomie ökonomisch erfolgreich zu sein. Es reicht nicht mehr, über die neueste Produktionstechnologie zu verfügen. Was es braucht, ist eine neue Art des Denkens, die das Umfeld von Unternehmen stärker einbezieht und sich über enge Zeiträume hinaus orientiert – das wird eine strategische Kernaufgabe der Zukunft sein.“ Dieses Interview und weitere finden sich in der Publikation „Von der Spinnovation zur Sinnovation, das downgeloadet werden kann unter (PDF, 6,3MB, ca. 100 Seiten):
http://www.kommunikation-und-innovation.de
Tag-Clouds erweitert
29. November 2007 · von Carina Waldhoff · 1 Minute Lesedauer · 2 Kommentare
Autorin: Carina Waldhoff
Habe gestern zufällig eine schöne und meiner Meinung nach sehr sinnvolle Erweiterung der klassischen Tag-Cloud in der Zeitschrift Neon gesehen (aus Recherche-Gründen, aus der Zielgruppe falle ich wohl alterstechnisch mittlerweile raus 😉 ):
Am unteren Rand der Seite können Leser bestimmten Aussagen zustimmen oder widersprechen, die dann je nach Grad der Zustimmung „wachsen“. Tag-Clouds also nicht nur als Interessens-Indikator, sondern simpler Stimmungs-Check – wunderbar übertragbar auf alle möglichen Arten von Diskussionen, Beiträgen etc.
In diesem Fall habe ich gelernt, dass die Neon-Online-Leserschaft der Botschaft „Kranke Männer jammern immer“ deutlich vehementer zusprechen als der Aussage „Biertrinkende Mädchen rocken“. Uups, wohl doch ein paar Rotwein-Fans unterwegs dort?!…
Social Media Audit: Fallstudie
27. November 2007 · von Joerg Hoewner · 1 Minute Lesedauer · Keine Kommentare
Autor: Jörg Hoewner
Vor einigen Wochen berichteten wir von unserem Social Media Audit („Social Media Audit: Ansatz„), in dem es um einen Prozess zur Evaluation von Themenblogs und anderen Social Media geht. Darin sind wir auch auf eine Fallstudie zur IAA eingegangen. Nun ist im Pressesprecher 9/07 ein umfassender Bericht („Bloggende Autoexperten“) mit einem Auszug aus den Studienergebnissen dazu erschienen. Untertitel:
Den kann man hier Downloaden: http://www.k-zwoelf.com/downloads/bloggendeautos.pdf
Sorry für den nicht ganz so guten Scan.
eBook zu Kommunikation und Innovation: Von der Spinnovation zur Sinnovation
13. November 2007 · von Joerg Hoewner · 2 Minuten Lesedauer · Keine Kommentare
Autor: Kirsten Jantke
Gegen die Verschwendung
Eigentlich klingt das mit der Innovation ganz einfach: Nur durch das Zusammenwirken vieler Köpfe entstehen Innovationen. Damit das gelingt braucht es eine leistungsstarke Kommunikation. „Haben wir“, meinen viele, „Schließlich ist bei uns keiner auf den Mund gefallen.“ Das glauben wir auch nicht. Trotzdem gelingen Kooperation, Gedankenaustausch und das Abgleichen von Wahrnehmungen und Perspektiven in Unternehmen und Organisationen oftmals nicht ausreichend. Es mangelt meistens nicht an der persönlichen Kommunikationsfähigkeit der Beteiligten, sondern an geeigneten Plattformen und Strukturen oder auch Kenntnissen über Organisationskommunikation und Systemdynamik. Manchmal fehlt nur ein kleiner Schritt zum großen Durchbruch.
Wir meinen, die meisten Unternehmen wissen gar nicht, was sie wissen und nutzen nicht alles, was sie können. Wir finden, dass hier Deutschlands wertvollste Ressourcen verschwendet werden.
Deshalb haben wir unsere Beratungserfahrungen in dem demnächst erscheinenden Buch „Von der Spinnovation zur Sinnovation“ aufgeschrieben. Darin finden sich Tipps, Rezepte und Beispiele, wie Innovationsfähigkeit und Innovationsleistung von Unternehmen und Organisationen verbessert werden können. Zur Nachahmung möchten wir herzlich einladen.
Das Buch kann schon schon downgeloadet werden unter (PDF, 6,3MB, ca. 100 Seiten):
Kooperative Technologien auf dem Prüfstand. Oder: Call for action. Interview mit Christiane Schulzki-Haddouti.
9. November 2007 · von Joerg Hoewner · 10 Minuten Lesedauer · Keine Kommentare
Christiane Schulzki-Haddouti ist Dipl.-Kulturpädagogin und befasst sich als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hochschule Darmstadt mit kooperativen Technologien in Arbeit und Ausbildung im Rahmen einer Studie für den Projektträger Innovations- und Technikanalyse (ITA) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Seit 1996 ist Christiane Schulzki-Haddouti freie Journalistin. Seither hat sie in zahlreichen Tageszeitungen, Online-Medien, Fachzeitungen und Fachzeitschriften veröffentlicht. Sie hat mehrere Bücher verfasst und herausgegeben. Ihre Berichterstattung befasst sich durchgängig mit der gesellschaftlichen Relevanz von Informationstechnologien sowie relevanten Technologietrends.
Zur Ausgangslage des Projekts:
Ein ernüchterndes Bild zeichnet die Studie „Enterprise 2.0 in Deutschland“ von CoreMedia und Berlecon zum Einsatz von Web 2.0 Technologien in wissensintensiven deutschen Unternehmen. So werden Technologien wie Wikis, Blogs oder Social Bookmarking zu über 90% weder abteilungsübergreifend noch unternehmensübergreifend eingesetzt. Damit bleibt jedoch der wesentlich Nutzen dieser Techniken, nämlich die Erschließung eines kollektiven Wissens weitgehend ungenutzt – neue Wissensinseln entstehen.
Vor allem der konkrete Nutzen für die Firmen ist noch unklar. Fast 90% der Befragten gaben an, dass die Anforderungen an die effiziente Zusammenarbeit und den Wissensaustausch gestiegen sind. Häufig werden sie aber von der ITK nicht hinreichend unterstützt. Der Bedarf ist also offensichtlich da, wird aber nicht adäquat begegnet
Wie nützlich diese Techniken sein können, will die KoopTech-Studie zeigen, die Einsatzszenarien für verschiedene Arbeits- und Lebensbereiche erarbeiten wird.
Christiane Schulzki-Haddouti (im Interview unten kurz CSH) und ich (Jörg Hoewner, m-uk) haben uns letztes Jahr bei einem umfangreichen Projekt zum Thema „Mobile 2.0“ für einen der weltweit führenden Mobilfunk- und Telekommunikationsanbieter kennengelernt.
M-uk: Im Rahmen des Projektes „KoopTech“ betreibst Du ein Blog und ein dazugehöriges Wiki. Was ist das für ein Projekt und warum betreibst Du das?
CSH: Das Projekt versucht Anwendungsszenarien für kooperative Technologien in verschiedenen Arbeits-, Lern- und Lebensbereichen zu entwickeln. Dafür untersuchen wir den gegenwärtigen Bestand an kooperativen Technologien, die zur Zeit auch unter dem weicheren Begriff der Web-2.0-Technologien bekannt sind. Außerdem sprechen wir mit Experten über Erfahrungen mit dem Einsatz solcher Techniken.
m-uk: Wer ist „wir“?
CSH: Das sind Prof. Lorenz Lorenz-Meyer von der Hochschule Darmstadt und ich. Lorenz-Meyer hat als Online-Redakteur bei SPIEGEL ONLINE und Internet-Redaktionsleiter der ZEIT, sowie als Berater bei der Bundeszentrale für politische Bildung und bei der Deutschen Welle unterschiedliche praktische Erfahrungen mit dem Einsatz kooperativer Technologien gesammelt. Ich habe mich seit 1996 mit dem Thema Online-Communities geschäftigt, unter anderem als langjährige Leiterin der ersten deutschen Blog-Community für Jugendliche namens „Cyber Tagebuch“, die es heute noch gibt. Außerdem habe ich mich in der journalistischen Praxis und im Universitätsunterricht mit kooperative Technologien auseinandergesetzt.
m-uk: Wie bist Du zu dem Thema gekommen und warum scheint Dir das Thema wichtig genug?
CSS: Zur Zeit experimentieren Unternehmen, Universitäten, aber auch zivilgesellschaftliche Gruppen mit Techniken wie Wikis, Blogs, Instant Messaging oder Microblogging, doch ausgesprägte Einsatzstrategien lassen sich noch nicht wirklich erkennen. Inwieweit die neuen Medien neue Formen der Kooperation und Kollaboration ermöglichen und inwieweit diese auch Rückwirkung auf die soziale Organisation haben können, finde ich spannend.
Fraglich ist aber auch, ob bestimmte Organisationformen den koordinierten Einsatz solcher Techniken verhindern. Mir geht es deshalb darum, diese praktischen Erfahrungen zu sammeln und auszuwerten, um für verschiedene Einsatzzwecke eine möglichst optimalen Toolmix zu entwickeln.
m-uk: Du sprichst von „Anwendungsszenarien“… Was versteht Ihr genau darunter? Gibt es eine Definition? Eine Vorgehensweise?
CSH: Wir entwickeln aus einer Literaturanalyse, aus einem Benchmarking von bestehenden Anwendungen sowie aus den Experteninterviews exemplarische Anwendungsszenarien für die Bereiche Arbeitswelt, Ausbildung und Zivilgesellschaft. Dabei versuchen wir etwa im Bereich der Medien für die Redaktion einer Zeitung zu beschreiben, welcher Toolmix unter welchen organisatorischen und technischen Bedingungen effizient eingesetzt werden kann.
m-uk: Die Verlage müssen Euch doch die Bude einrennen – schliesslich wird seit Jahren experimentiert, ohne dass Onlinemedien DIE Lösung gefunden haben, wie man Web2.0 einsetzt und gleichzeitig Geld verdient?
CSH: Ja, das ist zur Zeit ein ganz heißes Eisen. Allerdings geht es zur Zeit primär darum, wie man Web-2.0-Features in die eigenen Websites einbaut. Eine gerade vorgestellte Studie (http://www.wortfeld.de/wiki/index.php/Features_von_Zeitungs-Websites_in_Deutschland) zeigt, dass sich die meisten Verlage in Deutschland im vergangenen Jahr damit intensiv beschäftigt haben. Eine ganz andere Frage ist jedoch, wie sich die Verlage intern organisieren. Wie arbeiten die Redakteure zusammen? Welche Tools nutzen sie dafür? Sind diese Tools der Liebhaberei einzelner entsprungen und werden daher nur individuell genutzt, oder vernetzen sich die einzelnen untereinander, weil das auch von der Leitung erwartet und gefördert wird? Wie halten die Redakteure Kontakt zu Korrespondenten und freien Autoren? Nur per Telefon und e-Mail, oder auch über Instant Messaging und andere Awareness-Tools? Gibt es gemeinsame Themen-Pools mit freien Autoren? Tauscht man untereinander Recherchehinweise über Social-Bookmarking-Tools aus oder vermeidet man das eher aus Angst vor Themenklau?
m-uk: Ich fand Deinen Satz bemerkenswert: „..inwieweit diese auch Rückwirkung auf die soziale Organisation haben können, finde ich spannend. Fraglich ist aber auch, ob bestimmte Organisationformen den koordinierten Einsatz solcher Techniken verhindern.“ Da wir uns ja bei K12 mit Organisationskommunikation und -strukturen beschäftigen: Gibt es da von Eurer Seite schon spruchreife Zwischenergebnisse oder zumindest Thesen, inwieweit Organisaionsformen behindernd sein können und wie Rückwirkungen von Kooperativen Technologien auf Organisationen aussehen können?
CSH: Spruchreif ist leider noch gar nichts, weil wir ja noch in den Interviews stecken. Aber aufgrund der Literatur sowie einigen Gesprächen lässt sich schon die These aufstellen, dass der Einsatz der Tools eng an die organisatorischen Bedingungen angepasst werden muss, um erfolgreich sein zu können. Sonst dürfte es zu Akzeptanzproblemen führen.
Zum Beispiel ist zu erwarten, dass sich in einem Unternehmen mit dezentraler Organisationsstruktur leichter Mitarbeiterblogs einführen lassen. Mitarbeiter, die sich nur selten persönlich treffen, erfahren gerne über ein Blog, was andere gerade machen und tun. Mangels Flurfunk sind sie auch eher bereit dies zu kommentieren.
Auch ein Wiki wäre hier sinnvoll, um Informationen zentral auf einfache Weise zu sammeln und zu aktualisieren.
Auch Instant Messaging könnte über die Awaressfunktion die Kommunikation erheblich erleichtern.
Umgekehrt werden Instant-Messaging-Tools auf wenig Gegenliebe stoßen, wenn sich Mitarbeitern in einem Unternehmen mit zentraler Organisation fast tagtäglich in der Kantine oder in Meetings begegnen.
Hier wird vermutlich der Einsatz von Wikis sinnvoll sein, über den zum Beispiel Routinen geregelt werden.
Deckt sich das mit deiner Erfahrung?
m-uk: Instant Messaging ist ja en vogue, da es eine unkomplizierte Echtzeit-Kommunikation ermöglicht, ohne anderen den Zeitpunkt der Kommunikation (wie beim Telefon) aufzwingen zu müssen. Ich sehe IM eher in der pragmatischen Kommunikation in Projekten, Wikis eher in der dauerhaften Strukturierung und Speicherung von Wissen im weiteren Sinne. Je dezentraler eine Organisation ist, desto größer der Nutzen. Da stimme ich Dir zu. Am Ende hängt der Erfolg von Kooperativen Technologien immer davon ab, dass der individuell wahrgenommene Nutzen größer ist als der Aufwand. Die Schwierigkeit steht darin festzustellen, wo und wie man hier den Break-even festmachen kann.
CSH: Genau, der sehr inviduelle Nutzen muss höher sein. Wobei es durchaus im Interesse einer Organisation ist, festzustellen, worin sich ihr eigenes Interesse mit dem der Mitarbeiter deckt, um dann die Tools erfolgreich einführen zu können. Voraussetzung dafür ist eine gehörige Portion an kritischer Selbstreflexion, die zur Zeit, das ist mein Eindruck aus den Medien-Interviews, noch vermieden wird.
m-uk: Wie können wir, wie können unsere Leser euer Projekt unterstützen?
Wir brauchen noch Interviewpartner in den Unternehmen.
Und das Wiki kann jederzeit erweitert werden! Man muss sich nur registrieren. Ich würde mich auch über Kommentare und Tipps im Blog freuen. Eine Erweiterung zum Wiki besteht zur Zeit darin, die bereits klassifizierten Tools im Blog detaillierter unter die Lupe zu nehmen – in Form von kommentierten und gegliederten Listen. Daran lassen sich auch Entwicklungstrends ablesen. Auch hier würde ich mich über Kommentare freuen!
m-uk: Christiane, Vielen Dank für Deine Zeit für dieses Interview. Leser, macht mit: http://www.kooptech.de/.
Das Interview führte Jörg Hoewner am 9.11.2007 via Skype.