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Moderne Arbeitswelten: Wie sieht das Büro der Zukunft aus?

2. August 2017 · von Verena Waldbröl · Keine Kommentare

Offenes RaumkonzeptSchlechte Nachrichten für alle, die gerade am Schreibtisch sitzen: Der klassische Arbeitsplatz gehört bald der Vergangenheit an. Das sagt zumindest Helge Barthelmes, Geschäftsführer Vertrieb der citizenoffice gmbH aus Düsseldorf. Tschüss, Rollcontainer.

Die „Fachplaner für Arbeitswelten“ von citizenoffice haben in den vergangenen 20 Jahren unzählige Quadratmeter Bürofläche geplant, umgestaltet und eingerichtet. Tendenz steigend. Langsam kommt auch in den Einzelbüros der Chefetagen an, dass modernes Arbeiten neue Raumkonzepte braucht – und dass sich Umdenken lohnt.

Studie: Büro als Ort der Netzwerkpflege

Studien untermauern das: „Büros dienen zukünftig nur noch der Netzwerkpflege“, heißt es sinngemäß in der Telekom-Studie Arbeit 4.0: Megatrends digitaler Arbeit der Zukunft. Und das Fraunhofer IAO beschreibt die Arbeits- und Lebenswelt von Büro- und Wissensarbeitern im Jahr 2025 (allerdings schon 2012) folgendermaßen:

  • Bürogebäude werden zur Schnittstelle zwischen realer und virtueller Welt.
  • Verschiedene Arbeitsbereiche und Ebenen sind offen gegliedert und miteinander verflochten, um eine vielfältige Kommunikation zu ermöglichen.
  • Den eigenen Arbeitsplatz muss es nicht mehr geben. Er stellt sich automatisch auf individuelle Profile ein.

Heute, nur fünf Jahre nach Veröffentlichung dieser Prognose, sind einige Unternehmen gar nicht mehr so weit davon entfernt. „Die IT- und Softwarestruktur verändert sich immer schneller. Das eröffnet uns irre Möglichkeiten, anders zu arbeiten. Ich kann mit meinem iPad und dem Cloudspeicher überall auf der Welt produktiv sein“, begeistert sich Barthelmes.

Neues Arbeiten erfordert einen kulturellen Wandel

Besprechungsnische

Schallgeschützte Besprechungsnischen

Schon heute kann ein Sofa Arbeitsplatz sein. Es muss aber in Anspruch genommen werden dürfen – ohne Gschmäckle. Ohne Angst, als unprofessionell zu gelten. Neues Arbeiten erfordert deshalb auch einen kulturellen Wandel im Unternehmen.

Am Anfang steht dabei immer, sich mit selbst auseinanderzusetzen. Was macht uns aus? Was war unser Gründungsimpuls? Was wollen unsere Kunden und wie erreichen wir sie? Wie wollen wir kommunizieren? Diese Fragen sollten sich Unternehmer stellen, bevor sie ein paar Wände einreißen und schöne Möbel kaufen. Bei den weiteren Fragen hilft citizenoffice: Welche Abteilungen gibt es? Wer spricht mit wem? Zwischen welchen Abteilungen sollen zufällige Begegnungen forciert werden?

Ängste ernst nehmen

Dabei sprechen die Fachplaner nicht nur mit der Führungsriege, sondern auch mit Delegierten aus allen Teams – bewusst auch mit Bedenkenträgern. „Wer nur sein Doppelbüro mit Schrankwand kennt, ist nicht unbedingt sofort überzeugt von einem offenen Bürokonzept. Doch wenn man ihre Bedenken ernst nimmt, zuhört und gemeinsam etwas entwickelt, werden gerade diese Mitarbeiter zu tollen Botschaftern im Unternehmen“, weiß Barthelmes. Um Mitarbeitern ihre Scheu zu nehmen, baut citizenoffice oft auch komplexe Musterbüros.

Verschiedene Bedürfnisse erkennen

Wichtig ist: Nichts ist Standard. Was in einem Unternehmen passt, kann im zweiten die Arbeit behindern. Überall gibt es verschiedene Arbeitsplatztypen, die verschiedene Bedürfnisse haben. Es bringt zum Beispiel nichts, die Personalabteilung in einen schicken Glaskasten zu setzen. Andererseits trauen sich immer mehr Geschäftsführer aus ihren Einzelbüros in den open space.

Der open space hat Wände

Meetingraum

Open Space bedeutet nicht, ohne Rückzugsräume zu sein. Headquarter Douglas Deutschland. Düsseldorf, 2016 Architektur: RKW Architektur + Foto: Marcus Pietrek

Dabei heißt open space nicht, dass es keine Wände mehr gibt. Es vereint vielmehr Offenheit und Privatheit durch klar unterscheidbare, aber ineinander übergehende Zonen in offenen Strukturen: So entstehen Räume für geschützte Kommunikation, für fokussiertes Arbeiten oder den informellen Austausch.

Selbst wenn sich herausstellt, dass in einem Unternehmen jeder Mitarbeiter zwingend sein eigenes Büro benötigt, kann man einen Bereich für den offenen Austausch schaffen. Eine Küche mit großem Tisch, ein Raum voller Sitzkissen oder zur Not zwei Stühle auf dem Flur. Neues Arbeiten braucht nicht viel Platz, nur verschiedene Perspektiven.

Raumplanung als Fachdisziplin

„Je früher wir in die Planung mit einbezogen werden, desto besser. Dann können wir es uns sparen, Wände einzureißen“, sagt Barthelmes mit einem Schmunzeln. Am liebsten ist den Beratern von citizenoffice deshalb, wenn sie als Fachingenieure gleich von Anfang an mit Bauherren, Architekten und Innenarchitekten an einem Tisch sitzen.

 

Zu Teil 2
Best practice: Flexibles Arbeiten bei Vodafone
Einen festen Schreibtisch haben die Mitarbeiter des Vodafone Campus in Düsseldorf nicht – dafür aber viele andere Möglichkeiten, flexibel zu arbeiten. In Teil 2 lesen Sie, welche Arbeitswelt sich der Telekommunikationsanbieter geschaffen hat.

Zu Teil 3
Best practice: Liebe zum Detail bei trivago
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Zu Teil 4:
Moderne Arbeitswelten: TUI pflegt die Veränderung
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Weiterführende Links

Auswirkung von Arbeitsplatzgestaltung auf Leistung und Kommunikationsfähigkeit

Arbeitswelten 4.0 – Wie wir morgen arbeiten und leben

Arbeit 4.0: Megatrends digitaler Arbeit der Zukunft

Autor: Verena Waldbröl

Verena Waldbröl ist Redakteurin bei K12 – Agentur für Kommunikation und Innovation in Düsseldorf. Ob Interne oder Externe Kommunikation, Change Kommunikation oder Social Media – schöne Worte findet sie für alles. Am liebsten aber weckt sie bei den KollegInnen die Lust am kreativen Schreiben.

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