Europa persönlich
15. Juni 2009 · von Jörg Hoewner · 2 Minute Lesedauer · Keine Kommentare
Wussten Sie, dass Monteverdi seine Marienvesper quasi als PR-Aktion – eigenitiativ – gedruckt veröffentlicht hat, um Aufmerksamkeit zu bekommen bzw. neue Auftraggeber oder Mäzene zu akquirieren. Scheint jedenfalls eine erfolgreiche PR-Aktion gewesen zu sein. Das ist mein fachrelevanter Absatz für heute. Ich hatte einige Tage nach der Europawahl das Vergnügen, Monteverdis Marienvesper im ehemaligen Zisterzienserkloster Maulbronn zu geniessen. Dabei kamen mir einige Gedanken zu Europa. Zum Beispiel, dass es eigentlich keine Deutsche Musikgeschichte gibt, sondern, wenn überhaupt, dann eine europäische oder abendländische. Der Italiener Monteverdi wird selbstverständlich auch in Deutschland gespielt, genauso wie Beethoven in England oder Bach in Italien. Sie alle sind Teil EINER Musikkultur, die sich länderübergreifend entwickelt hat und bei der sich die einzelnen Komponisten auch länderübergreifend gegenseitig beeinflussten. Zum Beispiel, dass Glauben Berge versetzen kann. Getrieben vom christlichen Glauben wurden in Europa wunderbare Zeugnisse hinterlassen, wie eben dieses großartige Kloster. Die Lehre für die Zukunft könnte diese sein: Dass hier die grossartigsten Werke immer aus dem europäischen Austausch und Kooperation aus der Vielfalt heraus entstanden sind. Das gilt für Architektur, Kunst/ Musik, Literatur, Wissenschaft und – mit Blick auf die europäische Integration – auch für für die Politik.
Lachen und lernen
22. April 2009 · von Carina Waldhoff · 2 Minute Lesedauer · Keine Kommentare
Ich geb ja zu: Es gibt diese Tage, da holen Social Media die Misanthropin in mir hervor, so von ganz tief, und ganz doll. Das hat damit zu tun, dass wir hier für mehrere Kunden Blogs, Foren etc. analysieren und uns dabei eben nicht auf die „Perlen“ beschränken können, sondern zumindest flüchtig den Blick über menschliche Niederungen schweifen lassen müssen. An Tagen, an denen ich auf nüchternen Magen Posts wie „Ich kill mein Schwester und ihr Macker“ und zum Feierabend „Rettet mich, ich habe einen Maulwurf“ lesen muss, machen mich kurzzeitig empfänglich für Verschwörungstheorien aller Art und „Früher-war-das-alles-besser-mit-den-Medien“-Alt-Tantentum.
Aber scheinbar bin ich ein eher harmloser Fall. Zumindest, wenn man sich ansieht, wer alles willig und widerspruchslos die Meldung „Unmoralisch durch Twitter und Facebook“ übernommen hat: Stefan Niggemeier beschreibt dieses kleine Medien-Drama im Bildblog ganz wunderbar, auch, wie ein Guardian-Journalist „mittels etwas, das man früher „Recherche“ nannte, auf die Idee kam, diese Meldung zu überprüfen“. Was passiert war: Den Autoren einer Studie zum physischen und emotionalen Schwerzempfinden wurde einfach ganz – ähm, kreativ? – ein O-Ton erweitert, die Forscher halten die so forcierte Schlussfolgerung für abwegig.
Keine weiteren Ergüsse darüber, was nur Journalisten können an dieser Stelle. Hat der Guardian eigentlich eine Fangruppe auf Facebook? Gleich mal nachsehen …
Osterlektüre: „Wertschöpfung durch Kommunikation“ und „Konsumentenverhalten im Internet“
11. April 2009 · von Jörg Hoewner · 2 Minute Lesedauer · Keine Kommentare
OK, ich habe auch Illustrierte und die de:bug gelesen, bin also kein Streber. Aber in meinem Bücherregal hatte ich noch zwei von mir wenig beachtete Werke:
1. „Wertschöpfung durch Kommunikation“ von Jörg Pfannenberg und Ansgar Zerfaß. Darin geht es um neue Ansätze zum Controlling und Bewerten von Kommunikation. Eine Reihe von Einzelbeiträgen von Autoren aus Wissenschaft und Praxis widmen sich dem Thema jeweil auf einigen Seiten. Dabei werden meist die Vorzüge eigener Modelle und Ansätze vorgestellt, dabei wenig auf die zu Grunde liegenden Methoden eingegangen.
Ergo: Ganz nett, um sich einen Überblick zu verschaffen und Anregungen zu holen. Aber um die Ansätze für sich zu nutzen, müssen in der Regel die Agentur- und Beratungsleistungen der Autoren eingekauft werden. So eine Art Methoden-Dongle also.
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2. „Konsumentenverhalten im Internet“ von Hans H. Bauer/ Jürgen Rösger/ Marcel M. Neumann. Zu Unrecht von mir zu wenig beachtet. Hoch spannend und in die Tiefe gehend. Zwar auch viele Einzelbeiträge, aber häufig methodisch-empirisch sauber dokumentiert. Themen, u.a.:
- Relevanz von Vertrauen oder von Risiko für das Nutzerverhalten
- Flow
- Soziales Kapital in Virtuellen Gemeinschaften als Determinate für Kundenbeziehungen
- Entwicklung eines Modells für Kundenloyalität
- Web Mining und Profilbildungstechniken
- Und vieles mehr auf insges. 500 Seiten.
Lesenswert!
Viva la Worthülse
9. Dezember 2008 · von Carina Waldhoff · 2 Minute Lesedauer · 4 Kommentare
Shel Holtz hat sich die Mühe gemacht, über Twitter eine Liste der meist gehassten Baffling-Phrasen aus Unternehmen zu suchen und zusammen zu stellen. „Baffling“ ist dabei eine Mischung aus „Business“ und „Waffling“, also in etwa „Business-Geschwafel“, und wie zu erwarten sind PR und Marketing ganz weit vorne dabei.
Auch, wenn die Liste auf Englisch ist: Ich sehe da einige Gelegenheiten, sich an die eigene Nase zu fassen, ich sage nur: Mehrwert, Synergien, „am Ende des Tages“, was es m.E. von einer idiomatischen englischen Redensart 1:1 ins Deutsche geschafft hat … Wenn wir über Sprache unsere Realität konstruieren, sind diese spaßigen Listen ein guter Anlass, sich über die selbt auferlegten Beschränkungen und manche Sinnlosigkeit bewusst zu werden.
Auch immer wieder gern genommen ist das „Bullshit Bingo“, hier in verschiedenen Kategorien. „Sinnloses Deutsch“ ist ganz herrlich, wobei der natürlich blödsinnige Ausdruck „zwischen den Jahren“ doch wunderbar ein Gefühl und einen Zustand beschreibt, den man einfach intuitiv versteht. Gut, dass „Sense-Making“ nicht nach rein rationalen gesichtspunkten funktioniert …
DUS – CPH: Von SAP und vom Konsum.
8. Dezember 2008 · von Jörg Hoewner · 3 Minute Lesedauer · 2 Kommentare
Am Flughafen habe ich mir eine dieser frei ausliegenden Zeitungen gekauft, einmal den Express, einmal die FTD. Im Express nichts Interessantes, nur die bekannte Diskussion um den Polizeieinsatz in der Altstadt.
In der FTD vor allem zwei interessante Themen:
- Viele mittelständische und größere Unternehmen ärgern sich über SAP. Hintergrund: Die Gebühren für Lizenzupdates und Wartung werden um 30% erhöht. Die von SAP abhängigen Firmen (besser deren CIOs) schreien auf. Hier scheinen die Herren Kagermann und Apotheker arg an Kundenbedürfnissen vorbei sehr dem Shareholder Value verpflichtet zu handeln. Möglich, dass jetzt zunehmend Unternehmen nach Alternativen suchen, was wiederum erst lang- oder mittelfristig bemerkt werden wird. Empfehle SAP, mal zu schauen, was Kunden in Foren und Blogs diskutieren und sich zu überlegen, wie der Preissprung zu rechtfertigen ist.
- Konjunkturprogramme: Jeden Tag wird ein neues Schwein durchs Dorf getrieben: Konsumgutscheine, Steuergutscheine, Verringerung der Mehrwertsteuer, Investitionen an Schulen und Unis, usw.. Manchmal wundere ich mich über die Weltfremdheit einzelner Diskussionen. Wird wirklich geglaubt, dass eine KFZ-Steuerersparnis von (bei meinem Auto z.B.) 270 EUR/ Jahr jemanden davon überzeugt, ein Auto für die zehnfache Summe zu kaufen? Und was bleibt unterm Strich der Wirtschaft von Konsumgutscheinen, die wahrscheinlich eher für Weihnachstspielzeug Made in China, einen MP3-Player Made in Taiwan ausgegeben werden?
Die Erfahrungen sind vorhanden: Japan hat bis vor kurzem vorgemacht, wie man NICHT Deflation verhindert, in den USA verpufften Konsumschecks und aus der Geschichte wissen wir, dass Nichtstun auch keine Option sein kann.
Nicht unclever finde ich Sarkozy´s Paket. Die Franzosen ziehen eine Reihe geplanter und schon genehmigter Vorhaben zur Verbesserung der Infrastruktur (z.B. TGV-Strecken) vor. Ob das kurzfristig wirkt, kann ich nicht beurteilen, aber auf jeden Fall sind das Maßnahmen, mit dem so ein Land nach der Krise besser aufgestellt ist als vor der Krise.
Der Maßstab muss also sein: Maßnahmen, die – wie die FTD schreibt – sehr schnell und sehr direkt wirken. Lade ein zum Brainstorming.
Übrigens sieht selbst das Ruhrgebiet ziemlich klein aus aus der Luft.
Und das Flugzeug der SAS ist nahezu leer. Ist es eigentlich ok, dass man bei einem Flugticket von 500 EUR nicht mal ein Wasser bekommt?