Euroblog 2006: „Public Relations and social software“ – Bericht Teil 4 Studien und Perspektiven
21. März 2006 · von Jörg Hoewner · 3 Minute Lesedauer · 1 Kommentar
Autor: Jörg Hoewner (Fortsetzung) Am Samstag folgten zwei interessante Studienzusammenfassungen, eine von Jan Schmidt, der die Blogger-Studie „Wie ich blogge?!“ vorgestellt hat. Über 4000 Blogger nahmen teil an der Umfrage, die im Oktober 2005 stattfand. Mittels eines speziellen Fragesets konnte z.B. festgestellt werden, dass unter den Bloggern besonders viele Trendsetter aktiv sind. Trendsetter sind Personen, die aufgrund ihres psychisch-sozialen Profils in Bezug auf Konsum, Verhaltensweisen und Gewohnheiten, Einstellungen anderen (Trendfollowers?) voraus sind. Andere Erkenntnisse:
- Persönlich-berufliche Positionierung als Motiv korreliert mit dem Alter, oder umgekehrt: persönliche Themen herrschen vor allem bei jüngeren Bloggern vor
- Bei denen scheint es auch mehr weibliche Blogger zu geben (zahlenmässig im Verhältnis zu männlichen Bloggern 2:1). Gibt es hier Parallelen zum Tagebuchschreiben?
Jan führt sein recht bekanntes Bamblog hier. Sarah Zielmann (Uni Münster) setzte den Studienvormittag fort mit ihrer Umfrage unter CEO-Bloggern in Deutschland, Großbritannien, Italien und Frankreich. Interessant war das neben anderem vor allem dadurch, da die Studie ein Licht darauf warf, wie Blogging in eine Corporate Kommunikationsstrategie eingebunden wird:
- CEO Blogger finden sich vor allem bei kleineren Unternehmen. Hier scheint es eine besondere Chance zu bieten, sich und die Unternehmenskompetenzen entsprechend zu positionieren.
- Wettbewerbs-Bashing etc. findet so gut wie nicht statt. Es werden eher allgemeine Marktbetrachtungen angestellt („Non-conflicting topics“)
- Der einen Hälfte der CEO-Blogger sind Blog-Kommentare wurscht, der anderen Hälfte wichtig.
- Viele berichten, dass Offline-Kommentare (Anrufe von Kollegen, Angesprochenwerden auf Konferenzen, etc.) weitaus häufiger sind als Online-Kommentare (Verhältnis 3:1). Hat mich überrascht, es zeigt auch, dass diese Blogs von der jeweiligen Branche wahrgenommen werden.
- Viele legen mit dem Bloggen einfach mal los, das heißt eine Einbindung in eine Kommunikationsstrategie gibt es z.T. nicht.
rundete die Vortragsreihe ab, in dem er dem Thema Corporate Blogging einen theoretischen Rahmen gab: Welche Einsatzbereiche von Blogging gibt es? Welche Rolle spielen Markenpositionierung und Marktsegmentierung für den möglichen Einsatz von Blogging? Er veranschaulichte das Thema anhand der Grafiken, die schon im Buch „Die neuen Meinungsmacher“ (hier meine Rezension) nachzuschlagen sind und die eine sehr schöne Systematisierung des Phänomens „Corporate Bloggings“ darstellen. Am besten einfach anschauen. Weitere Infos in Ansgar Zerfaß´ Meinungsmacherblog.Ich möchte auch noch mal auf die Präsentationsdownloads hinweisen, die Vorträge lassen sich downloaden. Weitere Ergänzung: Auch Philip Young hat nun auch seine Zusammenfassung des Symposiums online gestellt, ebenso mit einigen Links zu weiteren Summaries.
Euroblog 2006: “Public Relations and social software” – Bericht Teil 3: Präsentationen
20. März 2006 · von Jörg Hoewner · 1 Minute Lesedauer · Keine Kommentare
Autor: Jörg Hoewner
(Fortsetzung)
Die Präsentationen von Euroblog 2006 können hier heruntergeladen werden: http://www.euroblog2006.org/symposium/presentations/presentations.html
Euroblog 2006: “Public Relations and social software” – Bericht Teil 2: Case Studies
20. März 2006 · von Jörg Hoewner · 3 Minute Lesedauer · 1 Kommentar
Autor: Jörg Hoewner
(Fortsetzung)
Danach gibt es weiter mit einigen Case Studies:
Michael Schuster von der Wiener Agentur „Knallgrau“ stellte das Projekt Anarctica2005.com vor. Ein sehr interessantes Projekt, das von der Bank Austria gesponsert wurde. Dabei ging es darum, dass sich der Österreicher Wolfgang Melchior zu Fuß auf dem Weg zum Südpol gemacht hat und dabei live aus den einzelnen Etappen berichtet hat. Das Besondere war, dass die Berichte über ein Satellitentelefon abgegeben wurden und dann als Podcasts abgerufen werden konnten. Fragen der Nutzer, Feedback usw. wurde ebenfalls über das Telefon an den Abenteurer übermittelt. Laptops, PDA hätten bei Temperaturen bis zu -50 Grad schlicht den Geist aufgegeben. Ein schönes Projekt. Es generierte dabei über 32.000 Visits, 150.000 Page Impressions. Ca. 25% der Abrufe kamen via RSS. Da es 186 Kommentare gab zu 44 Posts (Casts?), komme ich auf eine Kommentarrate von 0,6% gemessen an den Visits.
Simone Happ von T-Systems Multimedia Solutions in Dresden präsentierte das Projekt catablog.de, ein Corporate Blog, mit dem hauptsächlich Personen angesprochen werden sollten, die sich für E-Procurement interessieren. Im Gespräch mit Simone Happ wurde klar, dass eine transparente Unternehmenskultur und Rückendeckung durch einen CEO (oder sonstwie-Chef) mitentscheidend sein kann, wenn es darum geht, Unternehmen für das Relationship-Building zu öffnen.
Der Medienwissenschaftler Steffen Büffel ging auf Weblog-Strategien von Printverlagen ein und nahm dabei die Blog-Strategie des „Trierischen Volksfreund“ (http://blog.intrinet.de) unter die Lupe. Der „Volksfreund“
betreibt nicht nur Journalisten-Blogs, sondern bietet den Lesern einen Blog-Hosting-Service an, den bisher schon 250 Menschen aus der Region nutzen. Neben der sehr schönen Präsentation war die anschliessende Diskussion interessant, bei der um folgende Fragen ging: Lässt sich über Leser-Involvement der Trend zurückgehender Abonnenten- und Leserzahlen umkehren? Wie lässt sich damit Geld verdienen? Wie sieht überhaupt die Zukunft der Tageszeitung aus?
Steffen führt ein interessantes Blog namens „Media Ocean“.
Den Abschluss des Freitags bildete der Vortrag von Trine-Maria Kristensen (http://www.socialsquare.dk/) und Børge Kristensen (Uni Kopenhagen): Hier ging es um Blog-Usability und die Frage, ob es generell blog-spezifische Usability-Issues gibt. Hier entzündete sich geradezu eine hitzige Diskussion, ob dem so sei (ohne die Frage am Ende auflösen zu können). Für mich habe ich mitgenommen:
- Die Akzeptanz von Blogs durch „Normalo-Internet-Nutzer“ ist noch nicht soo berauschend.
- Ein Grund könnte (!) sein, dass viele Blogs noch sehr stark wie für Spezialisten / Nerds gemacht daherkommen: Das Thema wird nicht ganz klar, bestimmte Funktionen wie „Trackbacks“, „Permalinks“ und „RSS“ tragen nicht unbedingt zur Allgemeinverständlichkeit bei.
Und weiter geht´s dann morgen…
Euroblog 2006: „Public Relations and social software“ – Bericht Teil 1
19. März 2006 · von Jörg Hoewner · 5 Minute Lesedauer · 1 Kommentar
Autor: Jörg Hoewner
Euprera (European Public Relations Research and Education Association) und die MFG Baden-Württemberg (vertreten durch Ansgar Zerfass) haben gemeinsam am 16./17. März in Stuttgart ein Symposium mit dem Titel „Public Relations and social software“ veranstaltet. Eine Reihe von Experten aus Wissenschaft und Praxis nutzten die Gelegenheit, um eine Auswahl von Studien, Einsichten und Fallbeispielen zu präsentieren und zu diskutieren.
Insgesamt hat mir die Veranstaltung sehr gut gefallen, vor allem die Diskussionen im Plenum und während der Pausen / am Abend waren sehr lebhaft und zum Teil sehr kontrovers. Ein bisschen fehlte mir die Ansprache von anderen Social Software-Anwendungen als Blogs, denn Blogs standen definitiv im Zentrum der Debatte, wenn auch hin und wieder Wikis und Wikipedia genannt wurden.
Während der Veranstaltung kam mir immer wieder eines meiner Lieblingszitate aus meiner Magisterarbeitszeit in den Kopf (aus einem für mich sehr einflussreichen Buch):
„The challenge is not to make statements but to ask questions. The imagologist does not trade securities, but trafficks in insecurities. When the currency of the realm is insecure, the economies of reflection are constantly shifting.“ (In: Mark C. Taylor / Esa Saarinen: Imagologies. 1994)
Oder: Ich habe nicht unbedingt viele Antworten mitgenommen, als viele entscheidende Fragen, die, da bin ich mir sicher, unsere Branche in den nächsten Jahren prägen werden…
Leider war ich zu bequem, um die Veranstaltung live zu dokumentieren, dafür versuche ich jetzt einmal die Highlights aus meiner Sicht zu skizzieren. Links zu den Vorträgen als PDF-Download werden übrigens nachgeliefert.
Nach einer kurzen Begrüssung begann Elisabeth Albrycht mit ihrer Keynote „Weblogs and participatory communications: A theoretical framework.“ Sie warf einige interessante Thesen und Fragen auf:
- Wie können Blogs in Kommunikationsstrategien integriert werden? Das Problem: Unternehmen sind auf die neue partizipatorische Kommunikation in keiner Weise vorbereitet. Umweltinformationen werden gefiltert und führen dazu, dass Unternehmen an ihren Stakeholdern vorbeikommunizieren. Die Stakeholder kommunizieren aber – ob es das Unternehmen will oder nicht – über das Unternehmen, seine Produkte etc.. Das wiederum führt zu einem massiven Vertrauensverlust der Unternehmen (was sich ja auch nachweisenlässt), da die Wahrnehmungslücke nicht geschlossen wird (dazu auch mein Beitrag „Apple goes Intel: Kundenkommunikation goes wild„).
Diese Fragen folgen daraus:
Wie können Unternehmen (oder Organisationen) in solchen Netzwerkstrukturen Beziehungen aufbauen? Welche Rolle spielen dabei Open source-Prinzipien, wie das Geben und Nehmen von Benefits. „Ich trage etwas zur Community bei“ und gewinne daraus. - Die Frage wurde aufgeworfen, wie „Meme“ (siehe dazu Notizen von Elisabeth) in solchen Netzstrukturen diffundieren, welche Rolle spielen sie?
- Welche (messbaren) Effekte haben solche dialogische Beziehungen? Unmittelbar nutzen Organisationen die Intelligenz von Netzen, um diese als Frühwarnsystem für Entwicklungen zu nutzen, um das Wissen zu nutzen oder um Dinge gemeinsam zu bearbeiten (Co-Creation). Die Frage: Bringt mir das Relationship Building neue Kunden? Was ist messbar? Zu ROIs von Blogs usw. gibt es nur anekdotische Erkenntnisse, nicht wirklich harte Fakten. Hier sind wir also genauso weit wie bei der ROI-Messung von Content-Angeboten.
- Welche Rollen werden PR-Verantwortliche hier einnehmen in der Zukunft? Chief Networking Officers?
Elisabeth hat übrigens in ihrem CorporatePR-Blog eine Auswahl von Vorträgen kommentiert.
Swaran Sandhu und Philip Young (Uni Hohenheim bzw. University of Sunderland; Philip führt übrigens ein Blog namens „Mediations“) haben die Ergebnisse der Euroblog 2006-Studie vorgestellt und interpretiert. Es wurden knapp 600 PR-Profis über ihre Ansichten über Blogs als PR-Tool befragt. Über die Studie wurde in der Blogosphere schon viel berichtet, daher möchte ich nur auf einige auffällige Punkte eingehen:
- Wichtige Hindernisse auf dem Weg zum Corporate Blog sind die Integration in eine Kommunikationsstrategie, das Problem, wie Diskussionen etc. kontrolliert werden können und die Frage, ob die Contentproduktion handlebar ist.
- Viele legen eine Me-too-Haltung an den Tag (die anderen haben eins, also müssen wir auch eins bauen)
- Ignoriert wird dagegen der Gedanke, dass Relationship Building über Bloggen auch wertvolles Wissen für Unternehmen generieren könnte.
Für mich ist dabei die Bottom-line: Das Verständnis ist in der PR noch nicht soo weit entwickelt (Nov 2005, Zeitpunkt der Umfrage, ist allerdings auch schon wieder was her): Es gibt zwar ein neues Tool, es nicht noch nicht klar, wie man es nutzen kann: Der Grundgedanke der Bildung von dialogischen Beziehungsnetzen passt einfach noch nicht in das vorhandene System „Public Relations“.
Morgen geht´s weiter…
Linktipp: Online Reputation Monitoring Guide
13. März 2006 · von Jörg Hoewner · 1 Minute Lesedauer · Keine Kommentare
Autor: Jörg Hoewner
Andy Beal hat einen umfangreichen Guide vorgelegt, wie man sich über diverse Onlinetools seinen eigenen Monitoringservice (für Onlinemedien- und Blog-Meinungen) zusammenbasteln kann.
Gut wäre es, den mal auf den deutschsprachigen Raum anzupassen. Vielleicht komme ich ja mal dazu. Oder hat jemand einen Tipp?
Verwandte Beiträge dazu:
>> Zehn Tipps, wie man Social Bookmarking, Tagging und Folksonomien in den Corporate Communications nutzen kann